Französische Weinterroristen zielen auf Auslandsimporte

21.04.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Uzès / Languedoc-Roussillon) - Die "Comité Régional d'Action Viticole", kurz CRAV ist identisch mit "Comité d'action viticole" CAV, eine radikale französische Gruppe von Weinerzeugern, auch "Wein-Terroristen" genannt, hat im Languedoc-Roussillion wieder einmal mit Gewalt auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht und bei einer nächtlichen Aktion ca. 900.000 Liter Wein vernichtet. Damit führen diese Extremisten ihre Kampagne fort, die schon vor mehreren Jahren begann.

 

Über Nacht waren militante Mitglieder der CRAV in die Keller der Kooperative Vignerons des Garrigues in Nimes eingebrochen, brachten dort Fässer auf und ließen Rot- und Weißweine in die Ausgüsse fließen. "Als morgens um 7 Uhr unsere ersten Mitarbeiter kamen, entdeckten diese die vielen leeren Fässer und Tanks sowie überall Weinpfützen in unseren Kellern", sagte Jean Foch, Direktor bei der Kooperative Vignerons des Garrigues gegenüber der Presse und fügte an: "Der größte Teil der verlorenen Weine kam aus dem Languedoc-Roussillon. Der vernichtete Wein hatte einen Wert von ca. 630.000 Euro".

Die Akteure haben die leeren Fässer noch mit "CRAV" beschriftet, praktisch gleichbedeutend einem Bekenntnis der Aktion. Schon seit Jahren wehrt sich diese militante Vereinigung gegen billig importierte internationale Weine und damit gegen die betroffenen Kellereien. Vor allem Tankwagen und Anlagen von Großhändlern und Kooperativen wurden oftmals beschädigt und sogar gesprengt. Ebenfalls ist die CRAV für Bombenanschläge auf Versorgungstransporte, Supermärkte und auf Einrichtungen des Ministeriums für Landwirtschaft verantwortlich.

Die Gruppe fordert nun erneut und mit Nachdruck den französischen Staat auf, die Einfuhr und den Vertrieb billiger Importweine zu stoppen und die Preise für Weine lokaler Erzeuger zu garantieren oder zu subventionieren. Sie gingen jüngst sogar soweit, den Präsidenten Nicolas Sarkozy mit den Worten zu warnen "Es wird Blut fließen".

"Diese Leute haben kein Verständnis für den globalen Markt", sagt Jean-Fred Coste, Vizepräsident der Kooperative Vignerons des Garrigues und ergänzt: "Gerade mal 15 Prozent unserer Weine werden importiert. 85 Prozent unserer Weine stammen aus Frankreich, also hier aus der Region Languedoc-Roussillion.

Demgegenüber gestehen die Manager der Kooperative Vignerons des Garrigues, wo 38 Millionen Liter jährlich produziert werden, ein, dass die gegenwärtigen Marktpreise wegen der Übersättigung durch billige Importweine "unglücklich niedrig" seien. Außerdem gäbe es in Frankreich eine derartige Überproduktion und randvolle Keller, dass es logisch sei, wenn die Europäische Kommission den Winzern Subventionen anbietet oder Rodungen der Weinberge finanziert und die Erzeuger auffordert, was anderes anzubauen.

Die französische Regierung und die EU haben natürlich die Krise erkannt. So sind auch Berater unterwegs, die Erzeuger aufmuntern sollen, höhere Qualitäten zu erzeugen und sich von den Massenproduktionen zu verabschieden. Besonders unter dem Marktdruck und der globalen Wirtschaftskriese leiden gerade die Winzer in den französischen Anbauzonen, die zusätzlich zum großen Teil von Touristen leben.

"In den französischen Touristenregionen, vor allem hier im Süden Frankreichs, wo Wein nicht gerade eine Schlüsselindustrie darstellt, ist aber gerade der Wein ein Teil des lokalen Erbes, denn hier wurde schon vor der Römerzeit Wein produziert", sagt Gregory Jorda von der Kooperationsgemeinschaft Collines du Bourdic. Diese Kooperative liegt am Rande der mittelalterlichen und malerischen Provinzstadt Uzes, umgeben von Weinbergen, die bis zum Horizont reichen.

"Einige unserer Mitglieder wollten schon aufgeben, aber dann haben sie sich entschlossen lieber die staatlichen Subventionen anzunehmen und entweder in Ruhestand zu gehen oder was anderes anzubauen", erklärt Gregory Jorda und fährt fort: "Doch einige sind noch zu jung zum Aufhören und so einfach ist eine Umwandlung eines Weinberges auch nicht. Das ist ein Dilemma"

Die regionalen Winzer sind alle Stolz auf ihre Tradition. Viele sympathisieren mit den Zielen der CRAV, selbst wenn sie sich von deren Gewaltakten distanzieren. Die Atmosphäre ist sehr gespannt. Kaum jemand will gegenüber den Medien Auskunft geben oder sensible Fragen beantworten. Auch Gregory Jorda erklärt auf diesbezügliche Nachfrage mit "Kein Kommentar".