Globale Erwärmung: Der Champagner liebt warme Jahre

07.12.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - "Was wir befürchtet haben ist eingetroffen - Durch die Klimaerwärmung haben wir eine zunehmende Häufigkeit der Großen Jahrgänge im Weinbau" bemerken humorvoll die Weinexperten am Rande des heute beginnenden Klimagipfels in Kopenhagen. "In den letzten 20 Jahren bis heute hat sich die Wachstumsperiode der Reben und die Reifung der Trauben extrem verschoben. Wir ernten statt normalerweise Mitte September nun schon Ende August bzw. Anfang September", bestätigt Arnaud Descotes, Umweltbeauftrater des Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne (CIVC).

 

In den letzen zwei Jahrzehnten konnten die Erzeuger in der Champagne im Nord-Osten Frankreichs nicht nur suggzessive höherer Erträge ernten, sondern auch durch die wärmeren Frühjahrs- und Sommermonate insbesondere die Qualität ihrer Produkte steigern. Für den König der Weine ist die Klimaerwärmung eindeutig von Vorteil. Neben den zunehmenden Sonnentagen können die Trauben speziell durch die durchschnittlich gestiegene Tageswärme länger reifen. Dadurch kommt man dem Ideal von Alkohol- und Säure auf natürlichem Weg immer näher.

"Wenn wir uns das thermische Profil der großen Jahrgänge 1947, 1959, 1976 oder 1982 ansehen, stellen wir fest, dass in diesen Jahren vergleichbare Umweltverhältnisse herrschten, so wie wir diese seit Mitte der 80iger Jahre nun immer öfters haben", sagt Descotes. Und Michael Oliveira, stellvertretender Direktor der Champagne Duval-Leroy aus der Côte des Blancs bestätigt: "Vor 1980 hatten wir pro Jahrzehnt mal zwei oder maximal 3 gute Jahrgänge, danach haben sich die großen Jahrgänge vervielfacht. Heute bringt fast jede Ernte bestes Traubenmaterial - es ist gesund und wir erhalten genügend Alkohol, somit können wir den Zuckerzusatz weitgehend reduzieren."

Aber es gibt auch kritische Stimmen. So meint Jean-Baptiste Geoffroy vom traditionellen Champagner-Haus "René Geoffroy" im Marne Tal: "Eine Rebe, die früher reift, ist auch empfindlicher für Frühjahrsfröste. Wir hatten schon mal leidende Rebflächen im Jahr 2003, wo wir fast die Hälfte unserer Ernte verloren haben. Zudem wandern durch die langsame Erwärmung nun auch Schädlinge aus südlichen Regionen zu uns in den Norden, damit müssen wir jetzt umgehen lernen. Und schließlich nehmen durch die globale Klimaerwärmung die Wettercapriolen zu. Ich erinnere da an den starken Frost und den Hagel im Jahr 2007, wo 3 Prozent unserer Rebflächen völlig zerstört wurden."