Satellitenbilder als Werkzeug zur besseren Vorbereitung der Weinlese

18.08.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Léognan) - Auf Château Fieuzal, einem Grund Gru de Graves in der Nähe von Bordeaux, bereitet man sich seit dem letzten Jahrgang versuchsweise mit Hilfe von Satellitenbildern auf die Weinlese vor. Diesen Service, genannt "Oenoview" ermöglicht die Infoterra, eine Tochtergesellschaft der EADS Astrium, in Zusammenarbeit mit dem Institut Coopératif du Vin.

 

Seit 2008 überwachen die Aufnahmen des Satelliten Taiwan Formosat 2, der täglich Frankreich komplett abdeckt, die dortigen Weinberge, speziell von einem Gebiet mit 85 Hektar. Die Oenologen der ICV, von Château Fieuzal und die Spezialisten von EADS werten gemeinsam die Satellitenbilder aus, die u.a. eindeutig Wasserknappheit anzeigen wie auch den Reifegrad der Trauben darlegen.

"Unsere Aufgabe ist es, die verschiedenen Indikatoren, die uns über Satellit per Bildmaterial geliefert werden mit der Kombination der Analysen der ICV zu vergleichen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen", erklärt Henri Dusche, Leiter der Abteilung Landwirtschaft bei Infoterra.

Bei einem Vergleich der Erhebungen vor Ort mit den Bildern aus dem Weltraum, die eine Auflösung von 2 Metern bieten, stellte man eine starke Korrelation zwischen dem Index der Vegetationsdecke und der Qualität der Trauben fest. Den Spezialisten der Bildverarbeitung stehen dafür Bilder im Infarotbereich zu Verfügung, die weit mehr Auswertungen zulassen, als es Bilder im Spektralbereich zeigen können. "Um Auswertungen zu belegen, haben die Spezialisten eine Bibliothek von Modellen zwischen den Messungen im Feld und den Satellitenaufnahmen aufgebaut", erläutert Henri Dusche.

Nun wenige Wochen vor der Weinlese wartet Stephen Carrier, Geschäftsführer des Château de Fieuzal, gespannt auf die neuesten Satellitenbilder und die entsprechenden Auswertungen, die beinahe für jeden Quadratmeter den Zeitpunkt der optimalen Reife durch die Farbänderung der Trauben anzeigen und belegen.

"Die Informationen, die wir so gewinnen, erlauben uns die Trauben bei optimaler Reife zu lesen", sagt Carrier und ergänzt: "Wir sehen auch jede Änderung in den Rebanlagen. Dadurch wird nicht nur unsere Arbeit erleichtert, sondern wir schonen auch die Weinstöcke, denn wir können anhand der Daten die Auswirkungen von Stickstoffdünger besser einschätzen und wenn nötig regulieren sowie den Einsatz von Pestiziden reduzieren."

Den Service "Oenoview" von Infoterra nutzen aber erst nur eine Handvoll Weingüter. Die Kosten hierfür belaufen umgerechnet auf ca. 1 Cent pro Flasche. Besonders interessant ist "Oenoview" für Genossenschaftskellereien, die ihre Kosten auf die Menge der Weine und Mitglieder umlegen können. Aber immer mehr französische Erzeuger interessieren sich für diesen Dienst, der u.a. auch Flächen, die sich besonders zur Erstellung neuer Rebanlagen eignen, erkennen und nachweisen kann.