Österreichs Weinernte 2010 - Das Jahr der Herausforderung

07.11.2010 - arthur.wirtzfeld

ÖSTERREICH (Wien ) - DAS WETTER 2010 - Der Witterungsverlauf des Jahres 2010 hat den österreichischen Winzern ihr gesamtes Know-How und Können abverlangt. Nach einem Winter, der mit Kälte und im Februar fast frühlingshaften Temperaturen spielte, begann auch der März mit eisigen Temperaturen und endete frühlingshaft. Im April und Mai öffnete der Himmel häufig seine Schleusen. Auch Hagelschauer blieben nicht aus. Der Juni war eher ein holpriger Start in den Sommer. So sorgte Regen und Kälte während des Blütezeitpunktes für Befruchtungsprobleme und schwachen Fruchtansatz.

 

Während die Witterung bis Ende Juli relativ trocken war, prägten ab August viele Niederschläge das weitere Vegetationsjahr. Ein hoher Infektionsdruck erforderte viel Arbeit zur Erhaltung der Traubenqualität. Die eher kühle und feuchte Witterung im September führte dazu, dass nicht auf eine höhere Gradation der Trauben gewartet wurde, sondern die Lese möglichst gesunder Trauben im Vordergrund stand. Auch Ende Oktober erschwerte die feuchte Witterung noch die Lesearbeit.

GERINGE ERNTEMENGE - Ging man im August noch von einem um 14 % unter dem Durchschnitt liegenden Ergebnis von 2,2 Mill. hl aus, so wurde diese Schätzung deutlich nach unten revidiert. Erwartet wird laut Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, eine Ernte die deutlich unter 2 Mill. hl liegt. So wenig gab es 1997 (1,865 Mill. hl). Normal liegt der Schnitt bei 2,5 Mill. hl. Besonders hohe Einbußen verzeichnet heuer Niederösterreich, wobei vor allem das Weinbaugebiet Weinviertel fast um ein Viertel weniger erwartet, aber auch im Gebiet Wagram sowie dem Kamptal und der Wachau wird mit deutlich geringerer Menge gerechnet.

BURGENLAND - Wie in den anderen Weinbaugebieten wurde es nach einem grundsätzlich guten Wetterverlauf im August richtig feucht. Eisenstadt war mit 255 l/m2 Regen nicht nur der niederschlagreichste Ort, dies ist sogar der höchste Wert der letzten 65 Jahre. Somit wurde der Lese von gesunden Rotweintrauben der Vorzug vor einer möglichen höheren Gradation gegeben. Im Seewinkel war die Lese Anfang Oktober weitgehend abgeschlossen, nur noch Spezialitäten wurden am Stock belassen. Auch im Mittelburgenland war Zweigelt zu diesem Zeitpunkt weitgehend geerntet, bei Blaufränkisch wurde noch zugewartet, solange es die Traubengesundheit erlaubte. Im Südburgenland begann die Hauptlese erst Mitte Oktober, hier freut man sich auch über mehr Ertrag und weitgehend gesunde Weingärten, da sie von der Witterung dieses Jahr begünstigt waren – die Regenmengen waren geringer als in den anderen Gebieten.

Die zeitgerecht gelesenen Trauben lassen einen sehr fruchtigen, kernigen Jahrgang erwarten, der guten Sorten- und Gebietscharakter aufweist und nicht zu breit und üppig ausfallen wird. Bei der Menge wird mit einem Minus von 40 % gerechnet.

STEIERMARK - In der Steiermark liegt die Erntemenge heuer etwas über dem ertragsarmen Vorjahr, aber ebenfalls unter dem Durchschnitt. Eine vergleichsweise gute Blüte mit wenig Verrieselung sowie ein relativ trockener Sommer mit nur geringen Unwetterschäden ließen auf gute Menge und Qualität hoffen. Doch dann wurde die Steiermark förmlich „zugeschüttet“. Über 400 Millimeter Regen seit August zwang teilweise zu schneller Lese. Somit war die Ernte vielerorts bereits Mitte Oktober zu Ende. Laut Weinbaudirektor Werner Luttenberger wird man sich mit rund 170.00 Hektoliter zufriedengeben müssen. Die Qualität des Jahrgangs wird positiv eingeschätzt. Die Weine werden eine hervorragende Fruchtigkeit haben und ausreichend Alkohol besitzen. Die Säure wird, so Luttenberger, “knackiger als in den vorigen Jahren sein“.

WIEN - Durch gewissenhafte Weingartenarbeit wurde eine etwas größere Erntemenge als im Vorjahr erreicht, doch die Folgeschäden des großen Hagels aus dem Jahr 2009 an den Rebstöcken drücken immer noch auf den Ernteschnitt. Regional unterschiedlich war bezirksweise die Traubenqualität und der Fäulnisdruck, so gibt es beim Regen diesseits und jenseits der Donau Unterschiede von bis zu 300 mm! Neben leichten Weinen werden ebenfalls gehaltvolle lagerfähige Weine zu finden sein, die sich durch ein gutes Säurerückgrat und Fruchtigkeit auszeichnen.

NIEDERÖSTERREICH - Wettermäßig war Mitte September bereits fast die eineinhalbfache Jahresniederschlagsmenge zu verzeichnen. Das stellte hohe Ansprüche an die Weingartenarbeit. Die Regenmengen fielen in diesem großen Bundesland mit seinen acht Weinbaugebieten sehr unterschiedlich aus. Von Vorteil war, dass die niedrigen Temperaturen im September die Fäulnis nicht weiter förderten. Bereits Anfang Oktober waren die ersten Jungweine schon fertig gefüllt am Markt, die Lese für den Grünen Veltliner wurde aber erst richtig begonnen. Die gebietsweise unterschiedlichen Lesezeitpunkte lassen schon dadurch einen interessanten Jahrgang in Niederösterreich erwarten.

DIE QUALITÄT 2010 - Von schlank, fruchtig und säurebetont bis zu reifen, voll ausbalancierten Weinen wird mit dem Jahrgang 2010 in Österreich alles zu finden sein. Der frühere Lesezeitpunkt ergibt moderate Alkoholgehalte, die den Trinkfluss unterstützen. Freuen kann man sich auf jeden Fall über gute fruchtige und duftige Weißweine, die mit einer pikanten Säure und vor allem einer ausgezeichneten Fruchtbrillanz ausgestattet sind. Auch bei Rotweinen wird es ein fruchtig-würziger Jahrgang.