Bordeaux 2010: Der Weinhandel feiert den Unterschied zum Jahrgang 2009

15.04.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Während der Weinhandel in Großbritannien zuversichtlich ist, den 2010er Jahrgang ohne Probleme verkaufen zu können, weil er einfach „wild anders“ ist als sein Vorgänger aus 2009, heben die Erzeuger aus dem Bordeaux nur vielsagend die Augenbrauen, wenn Sie gefragt werden, ob der Jahrgang 2010 besser als der Jahrgang 2009 sei. Was denn nun...?

 

Fragt man bei den einschlägigen Weinhändlern in London und anderswo in Großbritannien nach, so bescheinigen sie unisono den beiden Jahrgängen kaum Gemeinsamkeiten. Für Simon Davis bei Fine & Rare in London ist der Jahrgang 2010 ein „Nicht-Zwilling“ vom Jahrgang 2009 - sein Credo: „Diejenigen, die an den 2009er glauben, kaufen aber auch den 2010er, weil Sie den einen ohne den anderen nicht haben wollen.“

„Der Unterschied der beiden Jahrgänge ist unsere Trumpfkarte im Verkauf“, pflichtet Adam Brett-Smith von Corney & Barrow bei. „Keine Frage, der 2010er ist so extrem anders. Er ist nicht der Allergrößte, aber er ist was Besonderes. Er passt so wunderbar in den Keller derer, die auch den 2009er haben. Unsere Kunden wollen ihn einfach - so einfach kann das sein.“

Doch leise mischt sich auch Skepsis unter die hoffnungsvollen Erwartungen der Weinhändler, insbesondere deswegen, weil der Jahrgang 2010 die klassischen und mächtigen Tannine aufweist, die im krassen Gegensatz zu der Zugänglichkeit, Weichheit, Süße, gepaart mit verträglichen Tanninen, die den Jahrgang 2009 der Bordeaux so kennzeichnen, stehen. „Das ist der einzige Nachteil“, kommentiert Simon Staples von Berry Bros die Skeptiker unter den Händlern. „Wegen der Preise mache ich mir keine Sorgen“, sagt Staples. „Das obere Drittel wird wie immer teuer sein, aber darunter hat der Jahrgang 2010 eine breite Basis sehr guter Weine zu annehmbaren Preisen - der Jahrgang ist interessant und das auf der ganzen Linie.“

Dennoch ist das Gros der Händler zuversichtlich. So sagt Stephen Browett von Farr: „Einsteiger oder Erstkäufer könnten im Vergleich der beiden Jahrgänge irritiert sein, denn der Jahrgang 2010 trifft eher den Geschmack der traditionellen Bordeaux-Käufer. Und ehrlich gesagt, wer trinkt schon einen Top-Bordeaux unter 10 Jahren - das passiert praktisch nicht. Unsere klassischen Kunden werden den 2010 also sorgsam lagern und dann öffnen, wenn er soweit ist - sie denken jetzt schon an das Vergnügen, die beiden Jahrgänge dann zu vergleichen.“

Was für den traditionellen britischen Markt für Tropfen aus Bordeaux gilt, ist nicht das Gleiche, was für die neuen Märkte, beispielsweise in Asien, gilt. "Die Chinesen wandeln ihr Einkaufsschema - sie konzentrieren sich mehr und mehr auf Subskription und stürzen sich zur Zeit gezielt auf den Jahrgang 2010", sagt Browett. „Bisher kauften die Chinesen möglichst ältere Jahrgänge - nun kaufen Sie verstärkt En Primeur, und das nicht zu knapp.“

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