Chinas Interesse an Bordeaux nivelliert sich

28.10.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Während sich in der letzten Dekade der Markt für die Grand Crus aus Bordeaux in China hochgeschaukelt hat, wandelt sich nun das Interesse der chinesischen Weinszene Richtung Mitteklasse, sprich: das Interesse konzentriert sich auf Weine der niedrigeren Preislagen. Dieser Wandel wird bei der französischen Weinindustrie recht entspannt aufgenommen, hat man doch in diesem Preisniveau eine große Auswahl an Weinen, wobei man zudem auf größere Bestellmengen hofft, um so auch den nachlassenden Umsatz mit den Top-Weinen zu kompensieren.

 

Die französische CVBG-Groupe, wie auch die ebenfalls in Bordeaux ansässige Weinhandelsgesellschaft Vintex, bestätigen dann auch ein gestiegenes und aktuell sogar ein starkes Interesse des chinesischen Weinmarktes an den Bordeaux-Tropfen rund um 20 Euro. „Ganz spezifisch fragen die Chinesen nach Weinen unserer rangniedrigeren Bordeaux Güter“, sagt Mathieu Chadronnier, CEO bei der CVBG, „gleichzeitig steigen auch die nachgefragten Mengen. Dies haben wir schon bei den En-Primeur-Verkäufen in 2009 und 2010 festgestellt - da waren die Kontingente für Asien, speziell für China, rasch vergriffen.“

Und in der Tat wird in Frankreich die nachlassende Nachfrage nach Weinraritäten und nach Top Weinen bestimmter Jahrgänge nicht als Einbruch gewertet. „Wir wechseln jetzt in eine Periode der Vernunft“, meint Chadronnier, „es ist lediglich eine Korrektur des Marktes, die auch notwendig ist, denn die Preise für Erstweine können nicht ins unendliche steigen. Außerdem kann man in Asien mittlerweile durchaus selbst die Weinqualitäten beurteilen und somit haben nun die günstigeren Weine mit Qualität ihre Chance.“

Eine den Weinmarkt begleitende und im Top-Weinbereich angesiedelte Branche bestätigt diese Bewegung. So schätzt Serena Sutcliffe, zuständige Direktorin für den Weinbereich bei Sotheby´s., den Wandel im Weinmarkt als eine „gesunde Stabilisierung“ ein. Sie sagt: „Die Chinesen haben sich mit den edlen Weinen eingedeckt und diese lagern nun in deren Weinkeller. Sie wissen, dass die raren Top Weine nicht unbegrenzt zu Verfügung stehen - nun haben Sie nicht nur ein anderes Spielfeld entdeckt, sondern sie wenden sich den guten Qualitäten zu, die sie dann auch gleich trinken wollen.“

Weitere Weinexperten der Auktionsbranche meinen, das es keinen Zusammenbruch der Nachfrage nach edlen Tropfen von Château Lafite, Mouton Rotschild, Margaux bis hin zu Romanée-Conti gibt, sondern sind einig mit der Meinung von Simon Tam, Weinberater bei Sotheby´s für den asiatischen Markt, der meint: „Es gibt keine Blase. Was wir feststellen ist, dass sich der Markt lediglich beruhigt. Die asiatische Generation von Weinliebhabern mit speziellen Interesse an Weinen der Grand Cru haben nun schon deren langlebigen Weine in ihren Lagern, sie müssen nicht mehr sammeln.“

So ist man in Bordeaux zuversichtlich, dass man Chinas Weinmarkt auch zukünftig bedienen kann und das auch weiterhin mit den Top Weinen der Grand Gru. Dazu resümiert Philippe Larché, der als Partner von Vintex schon über Jahre deren Weinfonds für China betreut: „Die Chinesen wissen, dass wir nicht nur Grand Cru in Frankreich haben. Der Markt ist reifer geworden, was mich keineswegs ängstigt. Ich bin eher optimistisch und glaube daran, dass unsere Grand Gru auch zukünftig Käufer finden werden und dabei preisstabil oder sogar im Preis noch zulegen werden.“