Master of Wine: Der spanische Skandal

29.12.2011 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Das Institut Master of Wine hat aktuell eine formelle Untersuchung gegen sein Mitglied Pancho Campo und seine Organisation von Verkostungen in Spanien, insbesondere für den Wine Advocate, in die Wege geleitet. In einer öffentlichen Erklärung ließ das Institut verlauten, man habe eine förmliche Beschwerde erhalten, die es erfordere zu handeln.

 

„Solche Untersuchungen sind sehr selten. Bisher gab es im Laufe der 56jährigen Geschichte unseres Institutes keine Hand voll solcher Maßnahmen“, erklärt Nathanial Anderson, Sprecher des Institutes. „Wir werden aktuell keine Einzelheiten öffentlich kommentieren und auch keine Angaben zum Bereich der Vorwürfe geben. Und schon gar nicht werden wir Schlussfolgerungen vor Ende der Untersuchung geben.“

Pancho Campo, der mit seiner Wine Academy of Spain weltweit Weinverkostungen organisiert, wie auch die jüngste WineFuture Hong Kong, führte in den letzten Jahren auch Verkostungen für Jay Miller, den spanischen Wein-Adlatus von Robert Parkers Wine Adcocate durch. Letztere waren wohl aktuell der Auslöser für eine kontroverse Diskussion von Weinbloggern, die auf dem Blog des Decanter-Weinjournalisten Jim Budd darüber diskutierten, dass Pancho Campo Jay Miller gewisse spanische Weingüter zugeführt habe und das Miller deren Weinbeurteilungen geschönt habe. Auch sei Geld geflossen, um diese Bewertungen zu honorieren.

Diese Vorwürfe bestritten Miller und Campo heftig und wiesen jedes Fehlverhalten von sich. Miller trat auch sofort aus den Diensten des Wine Advocate aus. Robert Parker, Herausgeber des Wine Advocate hat nun seinerseits eine eigene rechtliche Untersuchung gegen die Vorwürfe angeregt. Parker sagt: „Wir haben die gesamten E-Mails von Jay Miller seit 2009 und sonstigen Notizen ins englische übersetzen lassen und prüfen gerade deren Inhalt. Was Pancho Campo betrifft so ist er natürlich ein Blitzableiter für Kontroversen und er hat aufgrund seiner Erfolge nicht nur Freunde in der internationalen Weinszene. Auch seine erfolgreichen Konferenzen zum Klimawandel sind für viele Anlass für Neid. Hoffentlich werden unsere Untersuchungen etwas Licht in die Angelegenheit bringen.“

RÜCKBLICK:

In 2003 gründete Pancho Campo die Wine Academy of Spain und entwickelte das spanische Wine Education Zertifizierungs-Programm in Anlehnung an den Wine & Spirit Education Trust (WSET). Die Academy hat sich die Erforschung des Klimawandels in der Weinindustrie auf ihre Fahnen geschrieben und organisierte in 2006 und 2008 die World Conference on Climate Change and Wine.

In 2008 wurde Campo zum ersten spanischen Master of Wine ernannt. Dann im Vorfeld der Winefuture Rioja 2009 mit Beteiligung internationaler Persönlichkeiten der Weinszene wie Robert Parker, Jancis Robinson, Oz Clarke, Steven Spurrier, Miguel Torres, Robert Joseph und Gary Vaynerchuk wurde erstmals bekannt, dass Interpol einen Haftbefehl gegen Campo führte. Daraufhin trat Campo als Präsident der Wine Academy of Spain zurück mit der Aussage: „Er müsse sich darauf konzentrieren, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu egalisieren“. In 2010 nahm dann Interpol den Haftbefehl zurück, was Campo damals kommentierte: „Ich bin von Interpol informiert worden, dass man meinen Namen aus der Fahnung gestrichen hat. Man hat herausgefunden, dass ein Fehler gemacht worden war und die erhobenen Vorwürfe als ungerecht eingestuft worden sind.“