Österreich: 2011 war ein gutes Jahr für den Wein

08.11.2011 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Wien) - 2008 gab es noch überreichlich Wein und einen Verfall der Fassweinpreise. Aber dann wurde Wein in Österreich nach zwei mengenmäßig schwachen Jahren knapp - zumal die Qualität gut war und die Nachfrage deshalb groß. 2011 konnten die Winzer indes in allen Anbaugebieten strahlen. „Sehr gute Qualität und zufriedenstellende Menge“ meldete die Österreich Wein Marketing nach Abschluss der Ernte.

 

Zwar wurden - wie in Deutschland - Frostschäden verzeichnet und gab es in einigen Regionen auch Hagelschäden. Insgesamt waren davon 8700 Hektar (von 43 600 Hektar Ertragsfläche) betroffen. Aber die Natur konnte noch einiges reparieren, so dass am Ende rund 2,45 Millionen Hektoliter zusammen kamen. Das ist im Schnitt der Jahre eine Normalernte.

„Gesunde und reife Trauben“ wurden nach einer Einschätzung der Experten geerntet. Der warme Sommer machte eine gezielte Laubarbeit notwendig. Wichtig war es, auf gute Säurewerte zu achten. Hier kam es sehr auf den richtigen Lesezeitpunkt an. Da das Wetter in der Regel mitspielte und es weitgehend trocken blieb, konnten die Winzer gut taktieren. Nur der Wespenfraß, der in einigen Gebieten zu verzeichnen war, machte teilweise ein Vorziehen der Ernte notwendig.

Abgesehen von Frost und Hagel war es für den Weinbau ein optimales Jahr. Das Frühjahr war trocken, der Mai extrem warm. Die Blüte setzte außergewöhnlich früh ein, im Burgenland zum Beispiel schon Ende Mai. Die schnelle Vegetation wurde dann nochmal etwas gebremst durch kühle Wochen Ende Juli und Anfang August. Der Herbst konnte wieder als „golden“ bezeichnet werden. Die Gemütslage war hier gelegentlich unterschiedlich. Während die meisten Weinbauern froh über das sonnige Wetter waren, sehnten Süßweinspezialisten am Neusiedlersee noch etwas Regen herbei, weil sie die Feuchtigkeit für die Entstehung der Edelfäule brauchten und außerdem die Angst umging, dass die Säure zu stark absacken würde.

Nach dem Herbstende waren sie alle glücklich. Im Burgenland werden die Rotweine wohl sehr körperreich sein; 14 und mehr „Volt“ sind nicht selten. Aber sie werden begleitet von einer guten Fruchtigkeit und einer angenehmen Säure. Auffällig ist die tiefdunkle Farbe.

In Niederösterreich, wo die Wespenplage besonders ausgeprägt war, wurde der Spagat zwischen guter physiologischer Reife und gutem Säurerückgrat meist geschafft.

Die Steiermark, die in der Menge im Vergleich mit dem Vorjahr besonders zulegte (28 Prozent mehr), freut sich über fruchtige und elegante Weißweine.

Die Wiener Winzer, in den letzten Jahren mehrfach geplagt durch Hagel, sahen am 4. Juni in einem Sturm über Döbling und Stammersdorf auch wieder viele gute Traubenansätze schwinden. Aber unter dem Strich ist der Ertrag doch nur leicht unter dem langjährigen Schnitt. Und die Weine werden als vielschichtig, fruchtig und gehaltvoll bezeichnet.

Der Jahrgang passte zu einem Jubiläum, das die Österreich Wein Marketing in Wien im November feiern kann: die Werbeorganisation wurde exakt vor 25 Jahren aus der Taufe gehoben und ging dann gleich in die Offensive. Österreichs Weinbranche stand damals nach dem Glykolskandal vor einem Scherbenhaufen. Sämtliche Exportmärkte waren weg gebrochen, weil die internationalen Medien die 1985 aufgedeckten Panschereien allzu sehr dramatisieren und pauschal Österreichs Wein verteufelten - obwohl die deutliche Mehrheit der Erzeuger unschuldig war.

Mit vielen vertrauensbildenden Maßnahmen und mit Herausstellung ihrer qualitativen Flaggschiffe schaffte es die Weinmarketing mit den Jahren, Österreich wieder nach vorn zu bringen. Der seit Anfang 2007 amtierende Geschäftsführer Willi Klinger, zieht ein zufriedenes Fazit: „In 25 Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit gelang der österreichischen Weinwirtschaft nicht nur die Schaffung eines attraktiven Images. Auch der Umsatz am heimischen Markt und im Export wuchs ständig.“

Auf einen Rückgang hoffen die Strategen allerdings: der Export von Fasswein wird nach wie vor kritisch angesehen, weil diese Billigweine auf den Preis drücken und es nach wie vor möglich ist, dass österreichischer Literwein für 1,99 Euro und gelegentlich weniger im Regel deutschen Supermärkte und Discounter steht.

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