Portugal-Special Teil 4: Rhône-Estremadura Connection - Santos & Chapoutier

02.09.2011 - arthur.wirtzfeld

PORTUGAL (Ventosa) - Die Anbauzone Douro ist seit der Jahrhundertwende längst zum Anziehungspunkt für berühmte Erzeuger aus dem Bordelais geworden. Darunter befinden sich so berühmte Namen wie Bruno Prats, Jean-Michel Cazes, François Lurton und Bernard Magrez, die alle zu einem internationalen Erwachen dieser Region beigetragen haben. Dagegen hat die nördlich von Lissabon gelegene Appellation Lisboa*, vormals Estremadura, nicht unbedingt die Qualitäten des Douro-Tals, aber die hiesigen Böden und Terroirs sind der Nährboden für große Syrah. Dies erkannte Michel Chapoutier, ein renommierter Erzeuger aus dem Rhône-Tal, als einer der Ersten und sein Interesse war geweckt.

 

Bereits in den 80iger Jahren des 20. Jahrhunderts nahm Chapoutier Kontakt zur Quinta do Monte d'Oiro auf und seitdem ist er mit dem Eigner José Bento dos Santos nicht nur befreundet sondern in einem ständigen Austausch. In 1992 pflanzte dann Bento dos Santos auf Anregung von Chapoutier einen Teil seiner rund 18 Hektar großen Anlagen mit Reben der Sorte Syrah aus Frankreich. Chapoutier lieferte dazu nicht nur die Setzlinge, eine Auswahl von besten Reben aus seinen Rhône-Anlagen Hermitage, Côte-Rôtie und St-Joseph, sondern lieh auch zudem seinen Chef Oenologen, Grégory Viennois, aus, um den Weinmacher der Quinta do Monte d´Oiro, Graça Gonçalves, beim An- und Ausbau des Syrah bestmöglich zu unterstützen.

„Das Engagement von Chapoutier war uns eine enorme Hilfe“, erklärt Bento dos Santos. „Wir konnten mit seiner Unterstützung den Rebanbau des Syrah perfektionieren. Unsere Weine haben seitdem einen Côte-Rôtie-Stil, mit einem Hauch von Viognier. Unser Reserva ist äußerst vielschichtig und komplex im Vergleich zu Syrah aus anderen Anbauzonen Portugals. Und unser Madrigal, ausschließlich aus der Viognier-Traube gekeltert, zeigt sich schmeichelnd, zart und subtil.“

Die Französisch-Portugiesische Kooperation hat sich mittlerweile als gelebter und überaus erfolgreicher kultureller Austausch in dem gemeinsamen Projekt Domain Beno & Chapoutier etabliert. Sie gipfelt letztlich im erstmals 2006 vorgestellten Ex Aequo, einem samtigen, körpereichen Cuvée aus Monte d´Orio Syrah und der traditionellen portugiesischen Rebsorte Touriga Nacional. Nicht die internationalen Höchstbewertungen von durchschnittlich 92 Punkten für den Ex Aequo, sondern letztlich die Kraft der Touriga Nacional Traube hat Chapoutier derart überzeugt, dass er diese Rebsorte mittlerweile auch in seinen Weinbergen an der Rhône angepflanzt hat.

*Appellation Lisboa: Bereits im 19. Jahrhundert gab es Kooperationen zwischen der Estremadura und Frankreich. Schon damals lieferte Portugal den Franzosen den Traubensaft der Touriga Nacional, um damit den Weinen aus Bordeaux mehr Farbe und Kraft zu verleihen. Traditionell konsumierte man den Wein aus der Estremadura, heute umbenannt in Anbauzone Lisboa, vornehmlich in und um die Hauptstadt Lissabon. Heute verzeichnet man in der Lisboa rund 60.000 Hektar in Ertrag, wobei der Löwenanteil noch als Fasswein vermarktet wird. Doch auch hier stehen radikale Veränderungen an, meist ausgelöst durch ausländisches Kapital und angestachelt durch den internationalen Erfolg der Weine aus dem Douro. Obwohl noch relativ unbekannt greift in der Weinregion Lisboa, wie übrigens auch im Alentejo, eine Aufbruchstimmung um sich und die Zukunft hat somit begonnen.

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