Angriff auf Frankreichs ureigene Marke „Château“

21.09.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Frankreichs Winzer bringen sich eilig in Stellung gegen den Antrag der USA, jüngst eingereicht bei der EU im Rahmen der „Gemeinsamen Marktorganisation für Wein“, die Vermarktung von Weinen unter dem Begriff „Château“ und „Clos“ zu gestatten. Bereits am 25. September ist eine Sitzung zur Entscheidung im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im Europäischen Parlament in Brüssel anberaumt.

 

Die französische Weinindustrie argumentiert, dass der Verkauf amerikanischer Weine unter dem Begriff „Château“ oder „Clos“ ein Angriff auf das französische Erbe sei und zu einem Wettbewerbsvorteil führen würde. In Frankreich unterliegt die Verwendung des Begriffs „Château“ strengen Regeln. Trauben so genannter Weine müssen aus einem Anbaugebiet mit AOC-Status stammen, die vom gleichnamigen Weingut geerntet und vinifiziert werden müssen. Ganz anders in den USA. Hier können die Erzeuger Trauben von anderen Weingütern und auch aus anderen Anbaugebieten vinifizieren.

„Es steht außer Frage, dass wir in Bordeaux den Begriff Château seit Mitte des 19 Jahrhunderts nutzen“, argumentiert Yann le Goaster, Direktor der Föderation des Grands Vins de Bordeaux. „Diese Bezeichnung ist Teil unseres Erbes und nicht nur ein Marketing-Begriff. Wir sind entschlossen das Ansinnen der Amerikaner zu bekämpfen. Wir fordern die Europäische Union auf, die Rechte ihrer Mitgliedernationen zu schützen und Notfalls zu verteidigen.“

Die Sorge der französischen Winzer ist ihrer Meinung nach berechtigt. Sie fürchten, dass andere Länder dem Beispiel der Amerikaner folgen könnten und Weine mit Begriffen wie „Château“, „Cru“, „Domaine“, „Hospice“ oder „Clos“ auf den Markt bringen und damit die Verbraucher verunsichern und sich gleichzeitig einen Vorteil im Marketing verschaffen. Denn unbestritten ist, dass diese Bezeichnungen dem Weinfreund eine höhere Wertigkeit suggerieren und sich nicht zuletzt deswegen auch höhere Preise durchsetzen lassen.

In Burgund reagierte die Confédération des Appellations et des Vignerons de Bourgogne und verfasste eine eilig erstellte Erklärung, in der es unter anderem heißt: „Der Begriff Clos ist ein Teil von Burgund. Er gehört zur Identität und zum kulturellen Erbe. Die burgundischen Winzer verurteilen die amerikanische Initiative und fordern die Europäische Kommission auf, dem Antrag nicht zu entsprechen.“

Während sich die französische Weinindustrie diesmal vereint entrüstet zeigt, ist man in Amerika zu Stellungnahmen nicht bereit. Nur Château Montelena, einer der renommiertesten Erzeuger in den USA, ließ gegenüber der Presse verlauten, dass nur rund 7 Prozent ihrer Weine in den Export gehen würden. Offiziell wolle man den Antrag und die Reaktionen in Frankreich aber nicht kommentieren.