Bordeaux 2011: Die Weißweine sollen die Kampagne anschieben

05.04.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Am Dienstag begann in Bordeaux die En-Primeur Woche bei strahlendem Sonnenschein und breitem Optimismus auf Seiten der Produzenten, vor allem bei denen, die Weißweine im Programm haben. Während der Mangel an Niederschlägen im Erntejahr 2011 zwischen März und Juni dann mit kühlen Temperaturen im Juli und August die roten Trauben schwächten, profitierten parallel die weißen Rebsorten. Das Ergebnis vorab: Die Weißweine zeigen beste Qualitäten, sowohl bei den trockenen wie bei den süßen Weinen.

 

Der Weinberater Denis Dubordieu hatte schon im Vorfeld der Verkostungen prophezeit, dass die Weißweine des Jahrgangs 2011 ausgezeichnet ausfallen würden und er „erwarte zweifellos die Bestätigung bei den En-Primeur Verkostungen“, meinte er gegenüber Vertretern der Presse.

Während Olivier Bernard von der Domaine de Chevalier in Graves seine Roten besser bewertet als erwartet, zeigt er schamlose Freude über seine Weißweine. „Sie haben aus den kühlen Sommertagen eine herausragende Frische und Säure mitgebracht“, kommentiert Bernard, „sie sind einfach sehr gut ausbalanciert und ausgewogen. Daran werden wir lange Freude haben.“

Auch weiter südlich auf Château Climens in Barsac ist Eignerin Berenice Lurton gleichermaßen zufrieden von der Gesamtqualität der Weine. „Ok, das Wetter war nicht ideal für die Rotweine, für die Weißen allerdings perfekt. Ihre Frische ist präzise, ihre Säure nahezu ideal. Die Botrytis in Sauternes wie gleichermaßen in Barsac kam gleichmäßig und schnell, sodass wir nur zwei Erntedurchgänge benötigten, um das Traubengut in den Keller zu bringen. Es musste aber schnell gehen, normalerweise ist es ein Marathon, aber in 2011 war es ein Sprint.“

Im Vorfeld der En-Primeur Verkostungen bangten die Erzeuger im gesamten Bordelais um ihre Rotweine. Der Tenor am Dienstag war: Sie sind besser als erwartet. Steven Spurrier, der für den Decanter vorab verkosten durfte, meinte: „Das auffälligste in diesem Jahr ist die Qualität der Frucht und die Frische der Weine speziell im Medoc. In Margaux habe ich Cassis, Cassis, Cassis notiert. Die Weine hier sind dennoch sauber und frisch, obwohl 2011 eines der trockendsten Jahre seit Aufzeichnung im Bordelais war.“

Und Gavin Quinney, Eigner von Château Bauduc im Eintre-Deux-Mers bestätigt auch für diese Region die Frische und Fruchtigkeit der Weine: „Unsere Weine sind nicht überextrahiert, was durchaus im Weinberg oder auch im Keller passieren kann. Die besten Weine findet man dort, wo die Erzeuger nicht auf Konzentration abzielten, sondern den Weinen ihre Eigenheiten, mitgebracht aus dem kuriosen Jahrgang, beließen.“