Bordeaux 2012 – Teil III: Organische, biodynamische Weinbergsarbeit

11.10.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Natürlich gibt es Alternativen zu synthetischen Chemikalien, nämlich organische oder biodynamische Behandlungen, deren Mittel ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt sind, und vor allem der Einsatz von Kupfer und Schwefel. Das Ziel dieser Mittel ist es, jeglichen Schaden von der Pflanze fern zu halten. Denn beide, organische wie biodynamische Behandlungen, wirken auf der Oberfläche ohne in die Pflanze einzudringen.

 

Die Befürworter konventioneller Mittel behaupten dagegen, dass eine solche Behandlungen nur geringe Effekte erzielen würden und, dass die Gefahr bestehe, große Teile der Ernte zu verlieren. Die organisch, biodynamisch Fraktion gesteht denn auch ein, dass ihre Methoden komplexer sind als konventionelle chemische Behandlungen, meint aber auch, dass ihre Methoden nicht unmöglich sind.

Wenn die Winzer mit ständiger Unsicherheit von Kollegen mit verschiedener Meinung umkreist sind, ist es natürlich klar, dass man sich weniger traut und dadurch lieber auf alte bekannte Methoden zurückgreift. Die organisch, biodynamischen Alternativen können einfach nicht erfolgreich sein, ohne das man sich über die kontroversen Meinungen hinwegsetzt, mutig ist und an den Erfolg glaubt.

Wie oft man mittels organisch, biodynamischen Mitteln behandelt hängt auch wesentlich vom Wetter ab. Im Weinjahr 2012 waren viele Behandlungen nötig. Dabei war es wichtig, das Sprayen und Pudern der Pflanzen möglichst immer vor dem Regen zu erledigen. Denn dann ist jedwede Behandlung ganz klar effektiver. Dies macht die Arbeit allerdings sehr anspruchsvoll und sie ist zeitraubend, was natürlich für höhere Benzin- und Lohnkosten sorgt, als die Mittel an Kosten verursachen. Wenn man dann aber alles richtig gemacht hat und das Gefühl von Erleichterung spürt und zudem stolz darauf ist, mal etwas Neues versucht zu haben, dann hat sich das alles auf jeden Fall gelohnt.

Viele Kritiker werfen dem biodynamischen Trend vor, dass es sich nicht lohnen würde, all die Zeit und Arbeit zu investieren. Vor allem bemängeln die Gegner die schädlichen Auswirkungen von Kupfer auf die Böden. Dagegen halten die Biodynamiker, dass sie dieses Problem kennen und für strenge Regeln beim Einsatz sorgen würden. Zudem weisen sie ganz klar darauf hin, dass Kupfer keine Gefahr für den Menschen darstellt. Und an die konventionelle Fraktion gerichtet sagen die Biodynamiker, dass sehr viele Chemikalien Metalle enthalten und die Böden, beispielsweise bei der Behandlung von Mehltau, hierbei mit Zink und Aluminium verunreinigt werden.

Außerdem beschweren sich die Biodynamiker über die Anzahl der Fahrten, die mittels Traktoren im Weinberg nötig sind, um das Kupfer zu verteilen. Sie machen nämlich diese Art von Maschineneinsatz verantwortlich für die Bodenverdichtung und deren Konsequenzen auf die Rebwurzeln– was ziemlich traurig ist, wenn man daran denkt, wie sehr Biodynamiker das mikrobiologische Leben im Weinberg verteidigen.

Und die Biodynamiker legen noch nach. Sie beschuldigen die Konventionalisten, dass diese anstatt zu pflügen lieber ungehemmt Chemikalien einsetzen. Selbst würde man sich auf 6 Kilo Kupfer pro Jahr und Hektar beschränken und keinesfalls über das Maximum von 30 Kilo im fünf Jahresturnus hinausgehen. Zudem seien ihre Behandlungen weit anpassungsfähiger und streng geregelt

Land- und Mitarbeiter scheinen am liebsten die neuen biodynamischen Methoden ausprobieren zu wollen, da sie sich nur ungern an die vielen Verwandten und Freunde erinnern, die ständig Chemikalien ausgesetzt waren und daher recht früh ums Leben kamen. Dennoch werden bisher nur etwa zwei bis drei Prozent der Weinberge entlang der Gironde nach dem biodynamischen Programm bewirtschaftet, verglichen mit mindestens zehn Prozent biodynamischem Weinbau im Burgund. Unter den klassifizierten Gewächsen kenne ich im Bordeaux nur Fonroque und Moulin du Cadet in Saint-Emilion, Pontet Canet in Pauillac und Guiraud in Sauternes - seit 2011.

Natürlich sollte man nicht davon ausgehen, dass die konventionellen Praktiken total schlecht sind. Es ist eben einfach so, dass Marken wie Latour, Margaux und Ausone sowie viele andere die neuen, umweltfreundlicheren Techniken erst ausprobieren und die Ergebnisse dann verfolgen und bewerten. Die genannten Châteaux stehen keinesfalls einem Kompromiss im Wege. Allerdings wollen sie nicht neue Weinbausysteme und entsprechende Regeln blind übernehmen, was auch zu einem Alptraum führen kann.

Demnächst werden Sie hier in meiner Rubrik bei YOOPRESS einen Bericht über die Pioniere der Biodynamik lesen und wie ich den neuen Trend einschätze und welche Chancen er in Bordeaux hat.

 

 

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