Bordeaux will Preise dem depressiven Markt anpassen

15.03.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Die Eigentümer der meisten Châteaux wie auch die Negociants in Bordeaux räumen ein, dass die Preise für den Jahrgang 2011 „realistisch“ sein müssen und betonen gleichzeitig, dass die Qualität des Jahrgangs dadurch keineswegs heruntergespielt werden soll. Diese Einsicht reflektiert auf die Preisentwicklung der letzten Jahre, ist dem etwas schwächeren Jahrgang 2011 geschuldet und wie Insider mahnen, verlange der nicht so positive Markt eine entsprechend angepasste Preisgestaltung.

 

„Es herrscht überall Unsicherheit“, erklärt Jean-Charles Cazes, CEO bei Château Lynch-Bages. „Käufer, die uns ohne wenn und aber die Weine abnehmen, sind rar. In 2009 und 2010 hatten wir allerdings keine Absatzprobleme und so hofften wir, dass es 2011 auch so munter weiter geht, aber das Interesse ist jetzt nicht so lebhaft wie in den Vorjahren.“

Bisher hat Lynch-Bages immer etwas schwächere Jahrgänge preislich abgestuft und das will man laut Cazes auch bei dem Jahrgang 2011 so machen. „Wir wollen einen Preis finden, der sich an der Weinqualität orientiert und so auch gefühlt bei dem End-Verbraucher ankommt“, erklärt Cazes. „Aber eine Reduzierung um 50 Prozent oder sogar mehr ist weder realistisch noch sinnvoll.“

Gleichwohl ist Bordeaux weit komplexer als es den Statements von Jean-Charles Cazes zu entnehmen ist. Einige Châteaux müssen ihre Preise abstufen, aber andere sind dazu nicht gezwungen, auch dann nicht, wenn der Jahrgang nicht so optimal ausfällt. Vieles hängt dabei von der Marke bzw. vom Image des einzelnen Château ab und auch davon, wie die jeweilige Preispolitik des Château in der Vergangenheit war.

„Mit dem 2011er Jahrgang haben wir nicht das Kaliber der beiden vorherigen Jahrgänge. Dennoch sind die Weine gut, weit besser als noch 2008,“ sagt Mathieu Chadronnier, CEO beim Negociant CVBG Grands Crus. „Dennoch erwarten wir eine Senkung der Preise. Die große Frage dabei ist, ob sie genügend gesenkt werden.“

Die Befürchtung von Mathieu Chadronnier bezieht sich auch auf die Entscheidung einiger Top-Château, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügen und sich schon mal den Luxus leisten können, die Preise hochzuhalten. Wenn allerdings zu viele den falschen Preis für ihre Weine einführen, könnte die En-Primeur Kampagne und damit der Markt empfindlich leiden.

Aber auch das ist nicht die einzige Sorge in Bordeaux. „Wir brauchen definitiv einen schnellen und reibungslosen Start sowie eine gute Dynamik“, sagt Mathieu Chadronnier erwartungsvoll. „Unglücklich wäre es, wenn sich die Preisgestaltung bis in den Juli hinzieht. Das einige Cru Bourgeois direkt nach der En-Primeur Verkostung ihre Preise bekannt geben wollen, stimmt mich doch ein wenig hoffnungsvoll. Wir werden sehen.“

Das könnte Sie auch interessieren