Chinesischer Weinliebhaber kauft Rebanlagen in Vosne-Romanée

13.02.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Vosne-Romanée) - Völlig überraschend kam für die französische Weinszene die Meldung, dass Shi Yi, ein 28-jähriger Geschäftsmann es wohl geschafft hat, Rebanlagen in einer der „heiligsten“ Weinregionen Burgunds zu kaufen. Dabei ist Shi Yi nicht alleiniger Eigentümer, denn er erwarb die zwei Hektar zusammen mit dem lokalen Winzer Pascal Chevigny.

 

Und dennoch unterscheidet sich dieser Deal von den Ankäufen der Chinesen in Bordeaux, denn Shi Yi ist der erste chinesische Eigentümer eines Weinbergs in Burgund. Er und Pascal Chevigny sind gleichaltrig und trafen sich erstmals während ihres Studiums zum Meister für Wein und Spirituosen in der Universität in Dijon. Bereits seit sechs Monaten arbeiten beide zusammen, Shi Yi hat sich als Vermarktungsleiter eingerichtet, Pascal Chevigny kümmert sich um Weinberge und Keller.

„Wir wollen unsere Weine gemeinsam von der Rebe bis zur Flasche begleiten“, sagt Shi Yi. „Neben den Trauben aus der neuen Anlage werden wir weitere Trauben aus der Region zukaufen, die Pascal dann in unserem Keller in Vosne-Romanée vinifiziert. Altern werden die Weine aber in einem anderen Keller, den wir in Nuits-Saint-Georges betreiben.“

Das die Weine der beiden Freunde fast ausschließlich für China bestimmt sind, lässt sich schon daran erkennen, dass man in den vergangenen sechs Monaten bereits drei Container Burgunder Weine nach Shanghai exportiert hat. Laut Yi sei der Handelskopf in China damit bereits aufgebaut.

Mit den zwei Hektar gibt sich Shi Yi, der in Burgund lebt, aber nicht zufrieden. Direkt an La Tâche angrenzend, einer der als Grand Cru eingestuften Weinlage an der Côte-d'Or in Burgund, hat Yi einen weiteren Hektar in der berühmten Vosne-Romanée Weinlage Champs Perdrix erworben. Ebenfalls wurde er fündig und Eigner in der Vosne-Romanée Lage Les Petits Monts, einer Premier Cru Lage in der Nähe von Richebourg.

Obwohl die Käufe von Shi Yi in Burgund als ungewöhnlich betrachtet werden können, ist er nicht der erste asiatische Eigentümer von Rebanlagen in Burgund. Bereits vor zehn Jahren erwarb der japanische Sommelier Koji Nakada das Gut Maison Lou Dumont mit dessen Rebanlagen in der Nuits-Saint-Georges. In Bordeaux ist es schon fast zur Normalität geworden, dass asiatische Investoren sich Domains aneignen. Dort sind allein schon 20 Güter in chinesischem Besitz.

Den Kauf in Burgund kommentiert Kyriakos Kynigopoulos, ein griechischer Weinberater und Inhaber des Labors namens Burgund Önologie in Beaune, wie folgt: „Die Burgunder sind normalerweise sehr verschlossen, wenn es um ihre Weinlagen geht. Der Verkauf von besten Rebflächen, auch in kleinen Teilen, ist dennoch sehr ungewöhnlich. Ich sehe schon die erhobenen Augenbrauen der Eigner renommierter Güter in Burgund.“