François Chidaine wirft bei der InterLoire das Handtuch

02.02.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Tours) - Frustriert scheidet François Chidaine, selbst erfahrener Weinmacher und einer der führenden Persönlichkeiten des Weinbaus an der Loire, als Mitglied des Vorstandes bei der InterLoire (Interprofession des Vins du Val de Loire) aus und verlässt damit mit sofortiger Wirkung die Organisation. Grundlegende Meinungsverschiedenheiten sollen der Grund gewesen sein, sagte Chidaine gegenüber Decanter und auch, dass er wegen Bürokratismus und Inkompetenz das Handtuch geworfen hätte.

 

„Das Budget der InterLoire beträgt 8,5 Millionen Euro aber es wird verprasst“, sagt Chidaine. „Sie fördern damit beispielsweise jedes Jahr die Touraine Primeur, obwohl allen klar ist, dass die Mode des Nouveau längst vorbei ist. Dabei hat die Förderung der Touraine-Weine kein klares Ziel und keinen Fokus. Insgesamt vermisse ich die Konzentration auf die einzelnen Appellationen, für die viel zu wenig seitens der InterLoire unternommen wird.“

François Chidaine kritisiert auch die InterLoire wegen deren Organisation des Salon des Vins de Loire: „Die InterLoire hat die Aufgabe und die Pflicht, den Salon weiter zu entwickeln, was ich vermisse“, sagt Chidaine. „Sie haben genug Budget und könnten nötige Änderungen vorantreiben. Auch müsste Kohärenz eine der vornehmsten Aufgaben der InterLoire sein. Aber stattdessen hat sich die Organisation zu einem bürokratischen Apparat entwickelt und das Ziel aus den Augen verloren.“

Viele Erzeuger aus der Loire sind genauso enttäuscht und verärgert wie Chidaine. Neben der fehlenden Unterstützung beklagen auch sie die unglückliche Terminierung der Verkostungen und Präsentationen. Dazu muss man wissen, dass zwischen den Salons, darunter Bio Salon, La Dive Bouteille und der Renaissance Verkostung nur kurze Zeiträume liegen. „Die Terminierung ist mehr als unglücklich“ sagt Chidaine. „Bisher müssen die Händler und Interessenten sich zwischen den kleineren Salons und dem Salon des Vins de Loire, die terminlich nur Tage oder eine Woche auseinander liegen, entscheiden, was letztlich weder für uns Winzer noch für die Region förderlich ist.“

Jean-Martin Dutour, Präsident der InterLoire kommentiert den Abgang von François Chidaine mit den Worten: „Ich kann nur bedauern, dass uns François in der Mitte seiner Amtszeit und zu einem Zeitpunkt verlässt, an dem wichtige Änderungen anstehen. Die Reaktion der InterLoire auf die Nachfrage nach Neuausrichtung der Appellationen im Hinblick auf Förderungen braucht eben eine angemessene Zeit. Aber ich bin mir sicher, dass wir bis zur Sommerpause Ergebnisse vorweisen können.“

 

Die InterLoire (Interprofession des Vins du Val de Loire) mit Sitz in Tours, als Dachverband entstanden aus einem Zusammenschluss von Winzern und Großhändlern der Wein produzierenden Regionen der Loire, versteht sich als Kontroll- und Marketingorganisation, um im Wesentlichen die AOC Weine von Frankreichs drittwichtigstem Anbaugebiet zu fördern. InterLoire bemüht sich im Einzelnen das Image der Weine sowohl in Frankreich als auch im Ausland hochzuhalten, die Qualitäten der Weine weiter zu entwickeln und regionale technische Unterstützung zu leisten. Außerdem kümmert sich InterLoire um die Förderung der Winzer, unterstützt berufsbildende Maßnahmen, veröffentlicht ökonomische Analysen und koordiniert die Kontakte zu Behörden und den Medien.

Als Winzer genießt François Chidaine bei seinen Kollegen in der Loire, aber auch aus anderen französischen Weingebieten hohes Ansehen. Er produziert mineralische, konzentrierte Weine voller Charakter. Neben seinen ausgezeichneten trockenen Weinen keltert François Chidaine auch hochelegante halbtrockene und süße Varianten des Montlouis, die für außerordentliche Haltbarkeit berühmt sind. In 1999 begann er die Umstellung auf biodynamischen Weinbau und erhielt 2003 die dafür nötige Zertifizierung. Zusammen mit seinem Cousin Nicolas Martin, bewirtschaftet Chidaine rund 33 Hektar Rebflächen in den Appellationen Montlouis und Vouvray.