Latour und Cheval Blanc konkurrieren mit Preisen

01.06.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordaux) - Zwei der Superstars aus Bordeaux, Château Latour und Château Cheval Blanc, erhielten auf die Bekanntgabe der Preise ihrer 2011er Crus völlig unterschiedliche Reaktionen durch den Handel. Während die Qualität des Latour gelobt wird, hält man sich bei Cheval Blanc vornehm zurück - nicht zuletzt eine Reaktion auf deren ausufernde Preisgestaltung in der Vergangenheit.

 

Der Top Wein von Latour, für viele Kritiker einer der besten Weine des aktuellen Jahrgangs, kostet Ex-Negociant 450 Euro pro Flasche und ist auf dem britischen Markt für 4800 Pfund (ca. 5984 Euro) pro 12er Kiste zu haben. Cheval Blanc, kontrolliert von der LVMH und dessen Vorsitzender Bernard Arnault sich als Geschäftsrivale von Latour Inhaber François Pinault versteht, kündigte seinen Top Wein für 465 Euro an, ein Preisrutsch von unglaublichen 48,4 Prozent nach unten. Auf dem britischen Markt werden die Cheval Blanc für 4500 Pfund (ca. 5610 Euro) angeboten.

Der Handel beschreibt den Latour als „must-buy“ - zumal dieser Jahrgang der Letzte ist, der per Supskription angeboten werden wird. Laut Insidern ist die erste Zuteilung bereits komplett ausverkauft und die zweite Tranche wird es zur Zeit ebenfalls sein. Bei dem Run auf den Latour blieb Cheval Blanc nichts anderes übrig als im Preis gleich zu ziehen. Doch auch die leichte Unterbietung scheint nicht die erhoffte Nachfrage zu bringen - zur verärgert sind Handel und Kunden.

Der Rückzug von Latour aus der Supskription ist zudem ein geschickter Schachzug gegenüber den anderen Châteaux. Einige niedriger klassifizierte Chateaux hatten sich schon mit dem Jahrgang 2010 aus der Supskiption verabschiedet und in Bordeaux raten Experten, ob dies eine Kettenreaktion nach sich zieht und ob das gut so ist. Denn viele stellen sich die Frage: „Warum in aller Welt denken die Châteaux, dass die Kunden der Händler mehr für Weine aus einer Supskription als für Jahrgänge zahlen, die trinkfertig sind?“

An dieser Diskussion ist Château Cheval Blanc nicht ganz unschuldig. Denn in den vergangenen Jahren brachte die Preispolitik von Cheval Blanc extreme Unruhe und kontroverse Reaktionen in den Handel. Die Spitze markierte deren letztjähriger Eröffnungskurs für den Top Crus mit 900 Euro und löste prompt eine Rebellion bei den Negociants aus. Auch Château Lafite Rothschild ließ danach verlauten, dass man einen solchen „unglaublichen“ Preis nicht „befürworten“ könne.

Die Nöte der Händler waren zudem ab 2009 ins Extreme gestiegen. Ihre Lager sind voll und es stapeln sich dort die überteuerten Crus, die nur noch entweder an verrückte Liebhaber oder irgendwann bei Auktionen verkaufbar sind, es sei denn, sie werden preisbereinigt auf den Markt gebracht. Die Schmerzgrenze der Kunden ist sehr sensibel – sie bevorzugen beispielsweise Weine von Figeac aus den Jahrgängen 2002, -04, -06, -07 oder 2008 für 600 Euro (pro Fall), dagegen rufen deren En-Primeur-Preise von 2011 mit 750 Euro (pro Fall) keine Begeisterung hervor.