DEUTSCHLAND (Neustadt / Weinstraße) - (Fortsetzung von Teil I mit den Hintergründen der Neuregelung) Doch zurück zum VDP. Ob die bisherige Flasche mit dem 1er Symbol beibehalten wird, ist noch offen. Hier will man mit Kommunikationsexperten sprechen, was sinnvoll ist. Prädikate wird es weiter geben, aber diese müssen rest- und edelsüßen Lagenweinen vorbehalten sein, für die regional unterschiedliche Geschmackskorridore eingerichtet werden sollen.

 

Fehlt die Angabe der Lage und handelt es sich um einen Gutswein, sind alle Geschmacksrichtungen und Prädikate zugelassen. Die Geschmacksangabe „trocken“ ist den Großen Gewächsen vorbehalten, denkbar ist auch die Angabe „halbtrocken“. Ein Ortswein hat sich in der Geschmacksangabe am Lagenwein zu orientieren (darf also nur als trocken oder halbtrocken bezeichnet werden).

Punkt 7 der Beschlussfassung darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Zur Vermeidung unbilliger Härten können sich Mitglieder auf Anzeige von obigen Regelungen der VDP-Klassifikation unter Nennung der notwendigen Ausnahme befreien lassen.“ Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass zum Beispiel ein Moselgut weiter eine trockene Spätlese aus einer bestimmten Großen oder Ersten Lage machen kann, ebenso ein Franke, der nicht auf seinen trockenen Würzburg Stein Silvaner als Kabinett oder Spätlese verzichten möchte.

Noch Fragen?

Ach ja, was passiert eigentlich mit dem im Gegensatz zu allen VDP-Kriterien gesetzlich fixierten Ersten Gewächs des Rheingau, der hier eine Art Gütezeichen ist und auch von Nicht-VDP-Mitgliedern in Anspruch genommen werden darf? Letztere werden nicht glücklich sein, wenn plötzlich die Aushängeschilder des Rheingauer VDP nicht mehr vom Ersten Gewächs sprechen, sondern von der Großen Lage. Wird dann das 1999 unter Regie des Rheingauer Weinbauverbandes eingeführte Erste Gewächs nur mehr ein Nischendasein führen oder längerfristig gar sanft entschlafen?

„Wir suchen noch nach einer sauberen, klaren Lösung“, lässt der Präsident des Weinbauverbandes, Stefan Ress, wissen. Sein eigener, vom Sohn geleiteter Betrieb, ist Mitglied im VDP. Aber Ress sieht sich unabhängig und neutral: „Ich bin nicht mehr im operativen Geschäft tätig und denke, dass ich das Vertrauen der beiden Seiten habe, sowohl der normalen Verbandsmitglieder und der Betriebe, die auch im Rheingauer VDP dabei sind.“

Derzeit ist Ress dabei, „jede Menge Reaktionen“ zu sortieren. Dann will er sich gemeinsam mit dem Rheingauer VDP-Vorsitzenden Wilhelm Weil ein Meinungsbild verschaffen und schließlich sollen bis Ende März 2012 entscheidungsreife Vorschläge vorliegen.

Eines macht Verbandspräsident Ress schon vorab klar: „Wir verhandeln auf Augenhöhe.“ Eine naheliegende Lösung wäre eine Namensumwandlung von Erstes in Großes Gewächs – aber hier müsste der Gesetzgeber mitreden. Und dann müsste sich der Rheingauer Weinbauverband endlich mal dazu durchringen, die Weine von Nichtmitgliedern des VDP gründlicher zu prüfen, weil auf diesem Feld bislang richtig überzeugende Gewächse eher selten waren.

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