Noble Crus Weinfonds geraten in Kritik

16.10.2012 - arthur.wirtzfeld

LUXEMBURG (Stadt) – Die Wertschätzungen des Weinfonds Nobles Crus, der zum luxemburgischen Finanzdienstleister Elite Advisers gehört, geraten zunehmend unter Druck. Die Financial Times und das französische Onlinemagazin LeVif-L'Express stellen die Frage, ob die Fondbewertungen auch den tatsächlichen Werten der Weine entsprechen.

 

Als Basis haben die beiden kritisierenden Medien sich die Werte von 50 Nobles Crus Weinen mit den Werten von der international anerkannten Handelsplattform LIV-EX verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass die LIV-EX Bewertung (ein Mittelwert zwischen Angebot und Nachfrage) um satte 37 Prozent geringer ausfallen, als es der Nobles Crus Weinfond angibt. Beispielsweise bewertet LIV-EX den Château Lafite 2010 mit 840 Euro – Nobles Crus gibt dagegen wertet diesen Wein mit 1.017 Euro.

Gründungsmitglied Miriam Mascherin von Nobles Crus verteidigt sich gegen die Kritiken: „Unsere Schätzungen sind im Einklang mit dem globalen Markt. Außerdem entsprechen unsere Werte den Durchschnittspreisen von Wine Searcher, liegen also im Mittel von den Endkundenpreisen ohne Mehrwertsteuer.“

Noble Crus Weinfonds führt unter anderem bedeutende Bestände von der Domaine de la Romanée-Conti sowie auch von dem burgundischen Erzeuger Henri Jayer. Im Dezember 2011 wertete Nobles Crus den Jayer Echézeaux von 1987 mit 3.025 Euro pro Flasche, jetzt im August stieg der Wert auf 4.075 Euro. Als höchsten Preis für diesen Wein gibt dagegen die Red Wine Exchange Hong Kong 3.262 Euro an.

„Unsere aktuellen Bewertungen sind vielfältig geprüft und valudiert,“ kontert Miriam Mascherin die Kritiken und gibt einen Ausblick: „Wir sind dabei einen automatischen Prozess zur Bewertung der Weine einzuführen. Dabei werden wir die Quellen vergrößern, um zu einer nahezu perfekten Preisfindung zu kommen.“

Nobles Crus wurde im Jahr 2007 von den Finanzexperten Miriam Mascherin und Michel Tamisier gegründet und hat sich mittlerweile zu einem der weltweit größten Weinfonds entwickelt. Aktuell verwaltet Nobles Crus ein Kapital von nahezu 110 Millionen Euro bei einem Bestand von rund 60.000 Flaschen vor allem von edlen Tropfen aus Burgund und Bordeaux. Darunter sind ungewöhnlich viele Weine aus älteren Jahrgängen vor 1990, von denen 23 Prozent aus Bordeaux und 9 Prozent aus Burgund im Bestand sind. Als Mindestanlage schreibt Nobles Crus einen Wert von 125.000 Euro vor.

Über die Herkunft der Weine sagt Miriam Mascherin: „Wir kaufen nur Weine, deren Quellen anerkannt und die eindeutig nachgewiesen sind. Wir achten sehr darauf, keine Imitate in unser Portfolio zu übernehmen. Jeder Wein, der nur den Hauch einer Fälschung hat, wird professionell überprüft.“