St. Emilion lebt von der Reputation, Pomerol schwankt

10.04.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Der Jahrgang 2009 in St. Emilion lebt von seinem Ruf, während in Pomerol Unsicherheit herrscht. Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Panel-Verkostung beim Decanter. So boten sich den Weinprofis bei der Kostprobe des wohl berühmtesten Jahrgangs der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts einige Überraschungen. Diese gipfelten vor allem in der Überreife der Weine aus Pomerol gegenüber der fruchtaromatischen Weine aus St. Emilion.

 

Auch in Anbetracht des Vorbehalts von Weinjournalist und Weinbuchautor Stephen Brooks, dass viele der angesehenen Güter des Pomerol, darunter Petrus, Trotanoy, Lafleur, Le Pin und Vieux Château Certan keine Proben eingesandt hatten - bot diese Region ein eher ernüchterndes Ergebnis. „Einige der Weine aus Pomerol sind überreif, haben viel Alkohol“, lautete das Urteil von Simon Davies von der Weinhandlung Fine & Rare, während Chefeinkäufer Sebastian Payne von der Wine Society konsterniert feststellt: „Ich glaube nicht an einen großen Jahrgang 2009.“

Kontrovers kommentiert Beverley Blanning, Master of Wine: „Der Jahrgang lässt sich mit Überreife nicht entschuldigen, denn die Erzeuger hätten in 2009 zu jeder beliebigen Zeit ernten können.“ Dazu bemerkt der Weinjournalist Panos Kakaviatos: „Ich mag die Weine, dennoch sind einige gestresst. 2009 war eher ein Jahrgang für den Cabernet.“

Das Gremium konnte keine Fünf-Sterne-Weine aus dem Pomerol herausfiltern und war sich im Tenor einig, dass der Anspruch an einen Jahrgang mit einem solchen Ruf wohl auch etwas hoch angesiedelt sei. Dennoch ergatterten die Weine von Châteaux Beauséjour, Figeac und Beau-Séjour Bécot, alle aus St. Emilion, einen Decanter-Award, während 28 weitere als sehr empfehlenswert eingestuft wurden.

Letztlich waren ein Teil der Profi-Verkoster dennoch mit wenigen Ausnahmen von den Weinen recht angetan. So kommentierte britische Weinexperte Steven Spurrier: „Ich liebe die Wärme und Frucht dieses Jahrgangs.“ Während andere Verkoster in der Diskussion immer wieder das Attribut „außergewöhnlich“ aussprachen.

Was alle überraschte war dann letztlich die „dreiste Frucht“ gepaart mit der Zugänglichkeit der Weine. Die besten Weine dieser Probe sollten nach Meinung der Weinexperten locker 30 bis 40 Jahre ertragen können, wobei einige auch schon recht früh zu trinken seien. Den gesamten Beitrag mit den kompletten Bewertungen und Punktzahlen können Sie in der Maiausgabe von Decanter, erschienen am 4. April, nachlesen. 

Das könnte Sie auch interessieren