Bordeaux steht vor der ersten Apellation eines einzelnen Weinbergs

09.02.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Saint Cibard) – Das Bordeaux Château Le Puy hat beim Institut National des Appellations d'Origine (INAO) für eine seiner Einzellagen eine AOC beantragt. Die Eigentümer, Jean-Pierre Amoreau und sein Sohn Pascal, deren Familie das Traditionsgut mit Gründung im Jahr 1610 ununterbrochen im Besitz hat, hoffen zuversichtlich bis spätestens 2014 eine erfolgreiche Zuteilung zu erhalten.

 

Das Gut verfügt über rund 50 Hektar innerhalb der 525 Hektar der Apellation Francs Côtes de Bordeaux. Eine geologische Studie, durchgeführt von den erfahrenen Mikrobiologen und auf die Analyse von Böden spezialisierten Ingenieuren Lydia und Claude Bourguignon, bescheinigt einem Teilweinberg von rund 5,6 Hektar eine ausgeprägte Zusammensetzung von Kalkstein. Und genau dieser Abschnitt soll nun die AOC „Le Puy“ erhalten, so steht es im Antrag an die INAO.

Alle AOC in Frankreich bedürfen einer speziellen Qualitäts-Charta, außerdem sind die Details der Weinbereitung für die Trauben dieser Gebietes festgelegt. Diese Bedingungen unterstehen den prüfenden lokalen Weinsyndikaten, in Frankreich sind dies die ODGs (Organisme de Défense et de Gestion = Organisationen für die Verfechtung der Rechte und Management), die als verlängerter Arm der INAO fungieren.

Im Antrag an die INAO hat Jean-Pierre Amoreau die entsprechenden Vorschriften der AOC berücksichtigt und seine nachhaltige Weinarbeit, basierend auf den Erfahrungen seiner Vorfahren, beschrieben. So herrsche in seinen Weinbergen – und speziell auch in und um die betreffende Einzellage, eine natürliche und ortsübliche Flora mit Nektar bildenden Blumen - Hecken und Wald würden Kleintieren ein Refugium bieten. Es gäbe keine mechanische Ernte, ebenso auch keine grüne Ernte. Er würde gänzlich auf Chaptilisation verzichtet und es kämen nur natürliche Hefen zum Einsatz.

Die Nachhaltigkeit der Weinbergs- und Kellerarbeit von Château Le Puy ist bekannt. Das Gut arbeitet nach biologischen und biodynamischen Grundsätzen, wie es die Vorfahren von Amoreau auch taten. Man verzichtet völlig auf synthetische Düngemittel, Herbizide, Pestizide, Insektizide oder andere Chemikalien. Die Fluren werden noch mit Pferden gepflügt. Die Ernte wird sehr sorgfältig per Hand durchgeführt. Eine Zugabe von Hefe oder Zucker in der Weinbereitung ist ausgeschlossen. Die Weine müssen mindestens eine zweijährige Reifezeit in Barriques aufweisen, bevor diese in Flaschen gefüllt werden. Die Abfüllung erfolgt ohne Filtration und richtet sich zeitlich nach dem Mondkalender. Traditionell sind die mit Naturkorken verschlossenen Flaschen mit einer Wachsschicht geschützt.

„Wenn wir Erfolg haben, und davon gehen wir aus, wäre dies die erste AOC eines einzelnen Château in Bordeaux“, sagt Jean-Pierre Amoreau. „Die betreffende Parzelle hat ein eigenständiges Terroir, welches völlig verschieden von der sie umgebenden Weinbergsflächen ist.“

Und in der Tat spricht einiges für eine erste AOC eines einzelnen Gutes in Bodeaux. Die Weine von Château Le Puy sind weltweit beliebt und werden von Weinexperten wie von Weinliebhabern gelobt. Doch es gibt immer wieder Probleme mit der lokalen Qualitätskontrolle. „Unsere Weine erhalten internationale Auszeichnungen“, erklärt sagt Jean-Pierre Amoreau, „Sie unterscheiden sich aber weitgehend von den Weinen der anderen Güter um uns herum. Die Andersartigkeit unserer Weine scheitert meist an der eher administrativen Qualitätsbewertung in Bordeaux, eben weil wir ein spezielles Terroir haben und weil wir konsequent im Weinberg wie im Keller nachhaltig arbeiten.“

Der doch eher ungewöhnliche Antrag von Jean-Pierre Amoreau wird allerdings von benachbarten Gütern der Francs Côtes de Bordeaux unterstützt, die mehrheitlich eine eigene AOC „Le Puy“ für die betreffenden Parzellen befürworten. Es wäre die siebte Einzel-AOC für einen Weinberg in Frankreich.

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