Indien will Importzölle auf Wein senken

08.07.2013 - arthur.wirtzfeld

INDIEN (Neu-Dehli) – Die Chancen stehen gut, dass Indien die Einfuhrzölle auf europäische Weine senkt. Und dennoch wird dies keinen Boom auslösen, sind sich Experten einig. Diese Einschätzung reflektiert einerseits auf die jüngste Erklärung der indischen Bundesregierung, die Importzölle auf Wein von 150 auf 40 Prozent zu senken und andererseits auf die unterschiedliche Besteuerung in einzelnen Bundesländern Indiens.

 

„Selbst indische Weinerzeuger bewerten den inländischen Handel als schwierig“, resümiert Laurent Mayoux, der als Weinbauexperte Indien im Auftrag der FranceAgriMer (französisches Institut für Erzeugnis aus der Landwirtschaft und aus dem Meer) letztes Jahr bereiste. „Das Problem besteht darin, dass, wann immer die Regierung Steuern senkt, die einzelnen Bundesländer dazu neigen, die Steuern anzuziehen. Es gibt somit keine Einheitssteuer und damit Unsicherheit und Chaos. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass sich die Dinge in einer Dekade entwickeln, aber ein Wein-Boom ist durch die angekündigte Steuersenkung nun wirklich nicht in Sicht.“

Neben den Importzöllen und unterschiedlichen Inlandssteuern gibt es aber weitere Hemmnisse für europäische Weine. Es sind beispielsweise unterschiedliche Vorschriften einzelner Bundesländer zur Kennzeichnungen der Flaschen sowie zusätzliche Sondersteuern, die eine Erhöhung der Importe drosseln. Dies kommentiert auch der indische Sommelier Magandeep Singh auf seinem Blog: „Besonders erschwerend sind die Begehrlichkeiten einzelner Bundesstaaten, die glauben, dass sie absahnen können. Deren Steuern auf Wein variieren von mindestens 60 Prozent in Neu-Dehli bis zu 170 Prozent im Bundesstaat Andhra Pradesh.“

Aufgrund laufender Bemühungen der EU mit Indien ein Freihandelsabkommen abzuschließen, zeigt sich nun die indische Regierung bereit, Einfuhrzölle auf 40 Prozent festzuschreiben. Dies lehnen aber die europäischen Unterhändler ab, die sagen, dass 30 Prozent die Höchstgrenze wären, was noch akzeptabel sei. Die EU will gegenüber der Presse noch keine konkreten Zahlen bestätigen, weil die Verhandlungen, die bereits in 2007 begannen, noch im Gange wären. Außerdem hätte man noch keine Fristsetzung für ein Freihandelsabkommen mit Indien festgelegt. Man sei aber auf einem guten Weg.

Mit einer Bevölkerung von über einer Milliarde ist Indien einer der zur Zeit am schnellsten wachsenden Märkte auch für Wein. Indiens Weinimporte beliefen sich in 2012 auf rund 19,4 Millionen Euro. Davon enthalten sind die Weineinfuhren aus Frankreich mit allein 7,3 Millionen Euro. Rund 30 Prozent pro Jahr sollen die Umsätze in der Folge steigen, was einem Bericht der Ubifrance (französische Agentur für Außenhandel) zu entnehmen ist, die in Neu-Dehli ein Büro unterhält.