Ist Frankreichs Bibliothek der Rebsorten in Gefahr?

05.12.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Montpellier) - Nein, sagt das französische nationale Institut für Agrarforschung (Institut national de la recherche agronomique - INRA). Und dennoch petitiert eine sich aufbauende kritische Bewegung gegen die Pläne der INRA, die lebende Bibliothek von über 7.000 Rebsorten zu verlagern. Die Online Petition der Gegner verzeichnete am vergangenen Wochenende bereits über 4.000 Unterschriften. Die Kritiker stellen die Rebsortensammlung dem Louvre gleich und verweisen auf eine lebenswichtige Ressource, die durch den Umzug gefährdet sei.

 

Die Sammlung von Rebsorten des Projektes "Domaine de Vassal" (Centre de resources génétiques de la vigne - heute ein Institut der INRA) geht zurück auf das Jahr 1876. Damals begann die Universität für Landwirtschaft in Montpelllier, aufgeschreckt durch die Reblauskrise, mittels politischem Auftrag eine Forschungsbibliothek für heimische Rebsorten aufzubauen.

Im Jahr 1949 wechselte man den Standort an die Küste nach Marseillan, wo sich heute das Areal zwischen Strand und der Lagune Étang de Thau ausdehnt. Hier bestehen wohl begründete Befürchtungen, dass die Rebanlagen bei steigendem Meeresspiegel mit Salzwasser überschwemmt oder die Wurzeln durch salziges Grundwasser beschädigt werden könnten.

Die Überlegungen gehen nun dahin, die gesamte Anlage in die Nähe von Narbonne zu verlegen, wie das Nationale Institut für Agrarforschung (INRA) auf der eigenen Webseite ankündigt. "Der Umzug wird behutsam durchgeführt und mindestens fünf bis sieben Jahre andauern", erklärt Laurent Bruckler, Präsident der INRA. "Entgegen den Befürchtungen werden wir beim Umzug die Reben nicht gefährden. Außerdem hat der Umzug nichts mit steigenden Kosten oder Budgetkürzungen zu tun, wie einige Kritiker kolpotieren. Die Aktion wird uns weit weniger kosten als wenn wir alles so belassen wie es ist."

Bruckler betont auch, dass man die Sammlung retten und nicht zerstören wolle. "Es ist ein kompliziertes Verfahren, das wir sorgfältig unter wissenschaftlichen Aspekten vorbereiten und durchführen", betont Bruckler. Ein weiterer Grund für den Umzug ist die eingeschränkte Nutzungsfläche am aktuellen Standort. Jährlich kommen rund 50 neue Sorten hinzu - was unweigerlich am aktuellen Standort zu Engpässen führen wird. In der Nähe von Narbonne hat man vorerst 170 Hektar vorgesehen. Ein Teil davon besteht aus Wäldern, die gerodet werden müssen.

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