Politische Instabilität beeinflusst Weinbau in Argentinien

17.07.2013 - arthur.wirtzfeld

ARGENTINIEN (Buenos Aires) – Politische Instabilität in Argentinien ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Produktionskosten für Wein weiter erhöhen. „Im Vergleich zum Weinbau in Frankreich war die Herstellung von Wein in Argentinien bis zum Ende der ersten Dekade dieses Jahrhunderts weit einfacher“, berichtet Vincent Wallard, der bisher als Händler die Erzeuger aus Maipu (südlich von Mendoza gelegen) vertrat und zukünftig in Bourgueil an der Loire selbst Weine produzieren will.

 

„In Argentinien war und ist den Erzeugern noch freigestellt, Trauben aus verschiedenen Anbaugebieten zu kaufen, um diese dann in einem Keller zu vinifizieren. Dies ist im Rahmen der AOC in Frankreich so nicht möglich“, sagt Wallard. „Aber das ist ja nicht das Problem. Die Inflation in Argentinien hat seit 2010 dazu geführt, dass sich die Produktionskosten in dieser kurzen Zeitspanne verdreifacht haben.“ Außerdem hätten sich die Rahmenbedingungen verändert. „Diese sind für Produzenten wie auch für den Handel weit komplizierter geworden, sodass wir praktisch kapituliert haben und nach Chile ins Limari Valley abgewandert sind, wo politische Stabilität herrscht“, sagt Wallard.

Unter der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat Argentinien in den letzten Jahren mit Devisen- und Ausfuhrkontrollen experimentiert. Kritiker der Kirchner-Regierung werfen der Regierung unter anderem Korruption, Vetternwirtschaft und Verfälschung von öffentlichen Statistiken vor. Die offizielle Inflationsrate für 2013 beträgt in Argentinien rund 10,8 Prozent während die meisten Ökonomen die Rate auf bis zu 30 Prozent schätzen.

Die Weinindustrie leidet in Argentinien zudem unter dem in 2010 erlassen Gesetz, wonach Importe und Exporte auszugleichen sind sowie die Einnahmen im Land zu behalten sind. Ab 2011 kam dann noch ein Gesetz hinzu, dass Ausländer bei Neukauf nicht mehr als 1.000 Hektar besitzen dürfen, was wiederum große Investments der ausländischen Weinindustrie bremst.

Jean Jacques Bonnie, Inhaber der Bodega Diamandes im Uco Valley sagt: „Schon seit ein paar Jahren schätze ich die Inflation auf mindestens 25 Prozent. Auf dem Binnenmarkt können wir damit umgehen, aber der Ertrag in Übersee wird Jahr für Jahr unprofitabler. Während wir nach wie vor Maschinen, Fässer und Korken aus Frankreich importieren, müssen wir laut Gesetz auf die Ausgeglichenheit von Weinexporten achten. Und dennoch ist Argentinien immer noch ein begehrendwertes Land, um Weine zu machen. Wir haben ein wunderbares Terroir und ein großes, teilweise noch ungenutztes Potential.“

„Es ist nicht zu leugnen, dass sich die Weinindustrie in Argentinien großen Herausforderungen stellen muss. Zudem haben wir, wie auch jede andere Weinnation, mit dem Klima und mit den globalen Märkten zu kämpfen“, sagt Andrew Maidment von Wines of Argentina. „Am wichtigsten ist uns aber, dass die Verbraucher empfänglich für die Weine Argentiniens bleiben.“