Russland gängelt das Weinland Moldawien

17.09.2013 - arthur.wirtzfeld

RUSSLAND (Moskau) - Die russische Regierung hat erneut ein Einfuhrverbot für moldawische Weine und Weinbrände erlassen. Laut der zuständigen Gesundheitsbehörde in Moskau seien moldawische Weinprodukte verunreinigt. Gennadi Onischtschenko, Chef der Behörde in Moskau, kommentiert den Erlass mit einer weiteren Anschuldigung: "Das Weinland Moldawien verbessert nicht die Qualität seiner Weine."

 

Das Verbot kommt just zu dem Zeitpunkt an dem die Republik Moldawien mit der Europäischen Union ein Assoziationsabkommen abschließen will, dass noch bis Ende des Jahres ratifiziert werden soll. Damit stört Russland, das bereits in 2006 und 2010 Einfuhrverbote für moldawische Weine erlassen hatte, offensichtlich die weitere Annäherung der ehemaligen Sowjetrepublik Moldawien an die EU.

"Es gibt keine Qualitätsprobleme mit moldawischen Weinen. Das sind unbegründete Anschuldigungen", erklärt Gheorghe Arpentin, Leiter der Union der Önologen in Moldawien. Insider der Weinszene sprechen von angeblichen Erkenntnissen der Russen über hohe Konzentrationen von Dibutylphthalat (industrieller Weichmacher) in Wein und Schnaps. Allerdings hat die russische Gesundheitsbehörde für diese Anschuldigung noch keine Beweise vorgelegt. Entsprechende Tests der moldawischen Behörden haben inzwischen ergeben, dass keine Überschreitung von Grenzwerten an Dibutylphthalat und auch sonst keine Verunreinigungen nachgewiesen werden konnten.

Moldawiens Ministerpräsident Lurie Leancă stuft die Entscheidung als "bedauerlich und ungerechtfertigt" ein und versprach, dass die Regierung alles tun werde, um die Situation zu klären. Ein andauerndes Verbot würde die Weinindustrie Maldawiens allerdings hart treffen. Rund 30 Prozent der Weine - das sind circa 32 Millionen Liter - werden nach Russland exportiert.

Kenner der politischen Szene in Moldawien sagen: "Das ist ein politisches Machtspiel um die Beziehungen zur EU zu stören und das nun auf dem Rücken des moldawischen Weinbaus ausgetragen wird. Die Russen wissen, dass Sie mit einem Einfuhrverbot die moldawische Wirtschaft empfindlich treffen. Das Verbot betrifft die Arbeitsplätze so vieler Menschen - es könnte ein Todesstoß für die Weinindustrie sein."