The Guardian: „Wollen Sie südafrikanischen Wein boykottieren?“

02.02.2013 - arthur.wirtzfeld

SÜDAFRIKA (Kapstadt) – Nachdem der ANC (African National Congress) vergangene Woche zur Unterstützung streikender Arbeiter in der Wein- und Obstbranche aufrief, folgte kurz darauf ein Boykott-Aufruf des britischen The Guardian. Grund der aktuellen Unruhen in Südafrika sind Aufstände der Landarbeiter, die höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen fordern.

 

ANC-Sprecher Mlibo Qoboshiyane wird in den örtlichen Medien zitiert: „Weinkonsumenten müssen wissen, dass Sie beim Kauf südafrikanischer Weine auch damit die Ausbeutung der Arbeiter forcieren. Die südafrikanische Weinindustrie macht enorme Umsätze, lokal wie auch international. Dabei ist man in der Lage den Lohnforderungen der Arbeiter nachzukommen und die Arbeitsbedingungen zu mindestens einzuhalten.“

Unter dem Titel: „Wollen Sie südafrikanischen Wein boykottieren?“ brachte der The Guardian in der Folge einen Artikel, der nicht nur über die aktuellen Unruhen berichtet, sondern die Zeitung stellt sich auch hinter die Forderungen der Arbeiter. Laut The Guardian würde die überwiegende Mehrzahl der Landarbeiter eine Lohnerhöhung von 4,92 auf 10,62 Pfund fordern (entspricht ca. 5,70 auf 12,30 Euro).

Die Online-Umfrage des The Guradian erbrachte bis zum Schluss des Aufrufs 59 Prozent Befürworter (1012 Stimmen) und 41 Prozent (707 Stimmen), die gegen einen Boykott votierten. Dies war eine erste Reaktion auf den Artikel – die Zeitung hat die Befragung aber kurz darauf eingestellt.

Die Reaktion aus Südafrika kam prompt. Su Birch, CEO von Wines of South Africa wandte sich in einem offenen Brief an The Guardian. Sie beklagte unter anderem: „Die Berichterstattung ist unfair und zielt allein auf die südafrikanische Weinindustrie. Der Artikel birgt ein Potenzial mit unvorstellbaren Schaden für die Weinbranche, die unterstützend hinter der Agricultural Industry Ethical Association (WIETA) steht und im Rahmen von Fairtrade hart daran arbeitet, den ethischen Umgang mit den Arbeitern zu gewährleisten. Sollte der Boykott der südafrikanischen Weinindustrie nicht aufhören, so könnte dies zu Verlust von Arbeitsplätzen führen.“

Außerdem bekräftigt Su Birch: „Nach unseren Beobachtungen richtet sich der Streik nicht gegen die Weinindustrie. Die Unruhen erfassen allerdings Teile der Weinregion, wobei auch Weinberge verwüstet werden, was wiederum zur Folge hat, dass die Lebensgrundlage für viele der Arbeiter vernichtet wird. Im Übrigen beobachten wir die Situationen genau und prüfen auch, welche Löhne bei den Hilfsarbeitern ankommen, die meist über Arbeitsagenturen an die Weinbetriebe vermittelt werden. Und wir achten weiterhin darauf, das Existenz sichernde Löhne gezahlt werden und die Arbeiter vor unlauterer Diskriminierung geschützt werden.“

Und Su Birch fügt noch hinzu: „Auch wenn noch nicht alle Arbeit getan ist, so ist es Fakt, dass Südafrika weltweit der größte Weinproduzent von Fairtrade Weinen ist. Mit den bisher erreichten Fortschritten steht die südafrikanische Weinindustrie an der Spitze der ethischen und sozialen Nachhaltigkeit. “

Mittlerweile hat die Regierungspartei ANC und die Gewerkschaft Cosato zum Ende des Streiks aufgerufen.