Drohnen erfassen Krankheiten in Frankreichs Weinregionen

18.11.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Das Bureau Interprofessionnel des Vins de Bourgogne (BIVB) und der Weinmagnat Bernard Magrez haben in einer Allianz mit Airbus die Finanzierung für den Test mit Drohnen zur Erkennung von Krankheiten in den Rebanlagen Burgunds aufgebracht. Das Konsortium plant in der zweiten Phase ihres so genannten DAMAV-Projektes rund 1,7 Millionen Euro zu investieren. Der französische Staat hat eine Teilfinanzierung zugesagt – die auf Drohnen spezialisierte Firma Novadem stellt die unbemannten Flieger für die Tests zu Verfügung.

 

„Es ist keine Sciene Fiction“ heißt es in der Pressemitteilung des Konsortiums. „Die Ingenieure konnten bereits anhand von Luftbildern mittels ausgefeilter Analysesoftware die Zustände der Rebanlagen interpretieren. In naher Zukunft werden wir ein wichtiges Instrument für die Diagnose des Gesundheitszustandes in den Weinbergen erhalten.“ In französischen Printmedien wird Cecile Mathiaud, Sprecherin des BIVB, zitiert: „Die nächste Herausforderung wird sein, die Analysen der Drohnen in sichere Ergebnisse zu transferieren, um eine bessere Beurteilung zu erhalten als es mit dem bloßen Auge möglich ist. Damit erhalten die Winzer die Möglichkeit, ihre Weinberge quasi ‚wissenschaftlich’ zu prüfen ohne jede einzelne Parzelle vorher selbst aufzusuchen und zu begehen.“

Das DAMAV-Projekt baut in der zweiten Phase auf bisherige erfolgreiche Versuche mit Drohnen auf, die bereits die Flavescence Dorée (Goldgelbe Vergilbung) in Rebflächen erkannt haben. Über diese relativ neue Krankheit, für die es noch keine heilenden Maßnahmen gibt, streiten sich aktuell biodynamisch wirkende Winzer mit den französischen Behörden (wir berichteten mehrfach: „Winzer droht Strafe wegen Nicht-Behandlung seiner Reben mit Insektiziden“, "Französischer Bio-Winzer wegen Ablehnung von Pestiziden vor Gericht" und „Bio-Winzer in Frankreich zu 500 Euro Geldstrafe verdonnert“). 

„Die Flavescence Dorée ist ein großes Thema bei den Winzern, aber die Drohnen können weit mehr Krankheiten erkennen, beziehungsweise pflanzliche Zustände in den Rebzeilen analysieren“, erklärt Cecile Mathiaud. „Denn Früherkennung ist der Schlüssel für die Begrenzung von Schäden und zur Bekämpfung von Krankheiten.“ Eine dieser Krankheiten ist ein Holz zerstörender Pilzbefall, eine als ESCA bekannte Krankreit des Rebholzes, um die sich viele Winzer Sorgen machen. Auch für die ESCA, sie sich seit den 1990er Jahren vorwiegend in den nördlichen Weinbauregionen ausbreitet, gibt es keine wirklich erfolgreiche Behandlung. Erst nach Jahren ist die ESCA erkennbar - dann hilft nur noch: „...befallene Rebstöcke herausreißen, verbrennen und neu anpflanzen“, sagt Cecile Mathiaud.

Multimillionär Bernard Margrez will ab Januar nächsten Jahres auch die Weinberge in Bordeaux mittels Drohnen untersuchen lassen. Margrez hat gerade im Bordelais ein eigenes Interesse, denn ihm gehören hier eine Reihe von Bordeaux-Gütern, darunter Château La Tour Carnet, Château Pape Clément, Château Fombrauge und Clos Haut-Peyraguey sowie auch eine Anzahl von Gütern in weiteren französischen Anbaugebieten. Da er auch Güter in Spanien, Portugal, Marokko, Chile, Argentinien, Kalifornien und sogar in Japan besitzt, ist es eine Frage der Zeit bis auch Drohnen zur Überwachung und Analyse von Rebflächen dort eingesetzt werden – vorausgesetzt, dass DAMAV-Projekt bleibt erfolgreich.