Französisches Gericht stimmt einem Comeback von 1855.com zu

12.12.2014 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Die französische Justiz hat laut Inlandsmedien den Antrag des Weinhändlers 1855.com – im September 2013 umbenannt in Héraclès – zu dem auch die Handelsplattformen Chateauonline (mittlerweile umbenannt in Ares), Caveprivee und Les Caves du Transat gehören, jüngst zugestimmt. Geführt wird die Gruppe Héraclès von CEO Fabien Hyon und Generaldirektor Emeric Sauty de Chalon. Mit Blick auf mehr als 350 Rechtsbeschwerden, vor allem wegen mangelnder Lieferung von En Primeur Weinen aus Bordeaux seit 2005, hatte Héraclès als Nachfolger von 1855.com eine erneute Zulassung zur Weiterführung der Geschäfte bereits in 2013 beantragt.

 

Nach Angaben von Héraclès sei die Gruppe mit acht Millionen Euro verschuldet. Medienberichten ist aber zu entnehmen, dass Gläubiger insgesamt eine Forderung von 42 Millionen – aufgeteilt in circa 25 Millionen Euro an Héraclès (vormals 1855.com) und circa 17 Millionen Euro an Ares (vormals Chateauonline) geltend machen. Wie dem auch sei – genaue Zahlen wird das Gericht ermittelt haben. Jedenfalls hat sich die Gruppe Héraclès in einem vom Gericht abgesegneten Geschäftsplan verpflichtet, die Hauptgläubiger innerhalb acht Jahren finanziell zu befriedigen. Den Gläubigern mit Forderungen zwischen 300 und 5.000 Euro will Héraclès für die geschuldeten Beträge keinen finanziellen Ausgleich sondern entsprechend Weine des Bordeaux Superieur von Château Eyraux Jahrgang 2012 anbieten. Héraclès bewertet diesen Wein mit 9,50 pro Flasche wobei der gleiche Wein beim Discounter Dora für 5,50 Euro zu kaufen ist. 

Die Bekanntgabe des gerichtlich genehmigten Comebacks ließ die Anteile von Héraclès an der Pariser Börse um 0,03 Euro je Aktie auf 0,12 Euro ansteigen. Doch nur eine Woche später sank der Wert zurück auf 0,08 Euro pro Aktie. So wie die Anleger begrüßte auch Héraclès die Entscheidung des Gerichts. „Mehr als 500 Kunden haben unseren neuen Geschäftsplan akzeptiert“, heißt es in der Pressenotiz von Héraclès. „Jetzt, da wir wieder aktiv sein können, konzentrieren wir uns auf den Weinverkauf unserer verschiedenen Marken.“

Aber nicht alle Gläubiger sind zufrieden beziehungsweise mit der neuen Situation einverstanden. So ist ein Kommentar von Journalist und Autor Juan Carlos Rincon zu lesen: „Nicht mal die Hälfte meiner En Primeur aus 2005, darunter auch Grand Crus, und überhaupt keine der En Primeur aus 2008 hat mir 1855.com geliefert. Der nun vorgelegte Tilgungsplan berücksichtigt in keiner Weise meine Forderungen. Ich werde also weiter gerichtlich gegen Héraclès vorgehen, um zu mindestens die bestellten und bezahlten Weine sowie meine bisherigen Aufwendungen zu erhalten.“ Juan Carlos Rincon wird von Maître Hélène Poulou, Anwältin in Bordeaux, vertreten, deren Büro die Fortführung der gerichtlichen Forderung an Héraclès bestätigt.

Zu den Personen: Generaldirektor Emeric Sauty de Chalon, 40 Jahre, studierte an der Pariser Universität Dauphine und ist Absolvent der HEC-Master (Management). Im Alter von 18 Jahren vererbte ihm sein Vater einen umfangreichen Weinkeller, was ihn letztlich für den Handel mit Weinen sensibilisierte. Chalon war an der Gründung von 1855.vom beteiligt und seither dort in führender Position. CEO Fabien Hyon, 39 Jahre, studierte an der gleichen Pariser Universität wie Chalon und hat zusätzlich einen Abschluss der Nicholls State University in den USA in Master of Business (MBA). Seit 2003 verstärkte Hyon das Team von 1855.com.