Italiens Winzer zerknirscht über die anstehende Ernte 2014

23.09.2014 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Verona) - Während im Norden Italiens die Weinberge durch Dauerregen „ersoffen“, macht sich weiter im Süden vorsichtige Hoffnung breit. Dennoch, Italiens Winzer werden in 2014 wohl eine der kleinsten Ernten seit 1950 einfahren. Nach Angaben des Bauernverbandes Coldiretti beläuft sich die Prognose auf 41 Millionen Hektoliter. Im wichtigen Entwicklungsstadium im August herrschte in Italien Dauerregen, was die Reifung der Trauben stark behinderte. Nicht überall, aber große Teile der Rebanlagen von Norden nach Süden haben unter der Nässe stark gelitten. Dennoch versuchen bekannte Erzeuger zu beschwichtigen und sagen, dass die Traubenqualität nicht so schlecht sei, wie manche befürchten.

 

„Nun ja, es ist ein seltsamer Jahrgang“, kommentiert Andrea Lonardi, Direktor bei Bertani, der auch für weitere Güter verantwortlich ist, darunter Puiatti in Friaul-Julisch Venetien - wo die Ernte bereits begonnen hat - sowie Tenimenti Angelini in Montalcino und San Leonino in Castellina in Chianti – wo die Ernte jetzt beginnt. „Der Norden hat es schwerer. Hier waren die Niederschläge heftiger und es herrschten kühlere Temperaturen als in einem normalen Jahr. Bei Bertani werden wir keinen High-End-Amarone produzieren. Dafür waren die Wetterbedingungen zu instabil und somit das Traubenmaterial nicht gut genug.“

Ganz anders in Mittelitalien - hier herrschten stabilere Wetterbedingungen. „Auch hier in der zentralen und südlichen Toskana wird es keinen außergewöhnlichen Jahrgang geben. Aber, seit nunmehr 15 Tagen hatten wir keinen Regen. Und wenn das Wetter stabil bleibt, dürfen wir durchaus auf eine gute Ernte hoffen“, sagt Lonardi.

Momentan fühlen sich die Erzeuger in Sizilien als Gewinner des Jahrgangs 2014. „Hier sprechen wir von einem außergewöhnlichen Jahrgang, weil das Wetter über die Entwicklungsphase der Trauben stabil blieb, allerdings mit niedrigeren Temperaturen als normal“, sagt Lonardi. „In Sizilien erwarten wir Weine mit mehr Finesse und weniger Alkohol.“

In Piemont beginnt die Ernte erst Ende September. „Wir haben noch Zeit. Wenn das Wetter hält, könnten wir Glück haben“, resümiert Paolo Gagliardo vom Weingut Gianni Gagliardo. „Im Piemont erlebten wir den kühlsten und regnerischsten Sommer seit 100 Jahren. Dennoch halte ich die aktuellen schlechten Prognosen für verfrüht, denn die Temperaturen steigen. Die Trauben wachsen gut und absorbieren das Wasser.“