Beaujolais 2015: Protest gegen niedrige Preise

FRANKREICH (Villefranche-sur-Saône) - Ein Aufruhr unter den Beaujolais Winzern war vorhersehbar, denn das Preisangebot - überwiegend diktiert von einigen wenigen großen Händlern (in Frankreich Negociants genannt) - "ist nicht akzeptabel" heißt es unisono aus 72 Gemeinden der bekannten Weinregion. Viele der Erzeuger verkaufen nicht selbst, sondern überlassen dem Handel ihren Wein, der diesen dann unter eigenem Label verkauft. Eine so gewachsene Abhängigkeit führte schon in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen um den Preis - und nun zu massiven Protesten der Winzer. Über 500 von ihnen marschierten jetzt durch die Straßen von Villefranche-sur-Saône, um für höhere Preise des Beaujolais Nouveau zu protestieren.

Der aktuelle Streitpunkt: Statt 218 Euro wie im Vorjahr bieten die Negociants dieses Jahr 180 Euro für den Hektoliter Beaujolais Nouveau an. "180 Euro für einen großen Jahrgang wie 2015 ist völlig absurd, auch hinsichtlich der um bis zu 20 Prozent wegen der Trockenheit reduzierten Erntemenge", wird Landry Collonge von der Domaine André Collonge et Fils zitiert. "Ein Gewinn ist damit nicht mehr realisierbar. Wir fordern eine Aufwertung, damit wir unsere Familien ernähren können.“

Zugegeben, die Preisentwicklung für den Hektoliter Beaujolais Nouveau schwankte schon immer, je nach Witterung und Ergebnis der Ernte. Im Jahr 2011 stand der Durchschnittspreis bei rund 163 Euro, stieg dann in 2012 auf 221 Euro und war in 2014 mit 218 Euro nur geringfügig gefallen. Erschwerend kam in den letzten zehn Jahren dazu, dass durch die Wirtschaftskrise Ende der letzten Dekade, durch strukturelle Probleme der Weinregion - letztlich auch durch nachlassendes Interesse der Verbraucher - der Umsatz mit dem Beaujolais Nouveau stetig sank. 

Zusätzlich schwanken die Preise pro Hektar innerhalb nur eines Bereiches zwischen 11.000 zu 90.000 Euro. Die Macht der Negociants hat zunehmend an Bedeutung gewonnen, die eine Konkurrenz der Erzeuger untereinander praktisch ausschließt. Es ist zum Diktat geworden, dass Negociants praktisch allein die Preise bestimmen. Unter ihnen teilen sich Les Vins Georges Duboeuf, Boisset (Le Familie des Grands Vins) und nur noch wenige Genossenschaften den Markt. 

Im Rückblick: Vor 64 Jahren wurde der Beaujolais praktisch geboren. Ein Dekret aus dem Jahr 1951 erlaubte damals den Verkauf eines Jungweins. Seit 1985 ist es immer der dritte Donnerstag im November, an dem Ankunft des Beaujolais Nouveau - mittlerweile weltweit - mit großem Tamtam gefeiert wird. Die Franzosen lieben nach wie vor den Beaujolais Nouveau, aber annähernd die Hälfte der Produktion geht in den Export, vor allem nach Japan, in die USA und nach Deutschland. Die zwei großen Händler Duboeuf und Boisset haben mittlerweile auch die Schwellenländer China, Indien und Russland im Fokus.