Chinas Interesse an Bordeaux Château im Wandel

09.01.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Es schien, als ob das Interesse chinesischer Investoren an Gütern aus Bordeaux erlahmen würde. Zum Ende letzten Jahres schwächelte ein Erzeuger aus Bordeaux nach zwei schwierigen Jahrgängen und erlag dem Angebot. Chateau Preuillac gehört seit kurzem einem chinesischen Investor, der bereits zwei weitere Châteaux in diesem Jahr erworben haben soll, wie ein Insider weiß. Parallel versucht die chinesische New Century Tourism Group Château Birot, ein sehr markantes und herrschaftliches Anwesen aus dem Côte de Bordeaux, zu übernehmen. Beide Investoren aus China zeigen eine neue Art von Motivation: Die Begehrlichkeit  weicht der Wirtschaftlichkeit.

 

„Das Interesse der Chinesen an unseren Châteaux ist nicht erlahmt“, bewertet ein Insider aus Bordaux die Lage, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Sie kaufen aber nicht mehr so blind wie bisher, sondern sind auf der Suche nach bezahlbaren Objekten oder nach Erzeugern, die finanziell schwach sind oder durch Minderernten der letzten Jahre zermürbt sind.“ Chateau Preuillac in der Gemeinde Lesparre (Medoc) war ein 50:50 Joint Venture der Familien Mau (ehemals Besitzer des Weinhandelshauses Yvon Mau) und Dirkzwager, einem niederländischen Spirituosenhaus.

„Das Management wird noch mindestens ein Jahr bleiben und den Übergang begleiten“, sagt Jean Christophe Mau, der den neuen Eigner namentlich nicht benennen möchte und erzählt: „Erst waren wir lediglich auf der Suche nach einem Investor für 50 Prozent der Anteile, denn die Familie Dirkzwager wollte sich zurückziehen. Der  Investor aus China wollte aber 100 Prozent.“ Jean Christophe Mau erwähnt noch, dass die geringe Ausbeute aus der Ernte 2013 und die Hagelschäden des Jahrgangs 2014 einen Einfluss auf den Gesamtverkauf ausgeübt hätten. Auch den Kaufpreis wollte Jean Christophe Mau nicht benennen. Er meinte: „Der Preis pro Hektar liegt zwischen dem mittleren und oberen Bereich, der normalerweise für Cru Bourgeois gezahlt wird.“ Das bedeutet, dass der Investor aus China zwischen 300.000 und 500.000 Euro pro Hektar bezahlt hat.

Die Weine des Cru Bourgeois Château Preuillac wurden bisher ausschließlich über Yvon Mau vertrieben. Dies wird sich wahrscheinlich ändern, obwohl das Management des Handelshauses erwähnt, dass der neue Besitzer bestehende Vertriebskanäle nicht kappen, sondern im Gegenteil nutzen möchte. Die Partnerfamilien Mau und Dirkzwager bleiben weiterhin Eigner von Château Brown in Pessac Léognan – wie lange noch?