Läutet Bordeaux die Wende ein?

20.01.2015 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Analysten des Marktes für feine Weine sind zunehmend zuversichtlicher, dass die Preise der jüngeren Bordeaux-Jahrgänge den Tiefpunkt erreicht haben. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres seien die Preise stabil geblieben, wie verschiedene Indizes belegen. „Wir haben den günstigsten Punkt erreicht“, ist sich der in London ansässige Vermögensverwalter Wine Asset Managers (WAM) sicher. Deren Direktor Miles Davis meint: „Einem Optimismus, dass die Preise ins Unermessliche steigen wie noch vor der Wirtschaftskrise, ist längst Ernüchterung gefolgt. Diejenigen, die mit den Eigenschaften des feinen Weinmarktes vertraut sind, sehen für die Zukunft eine signifikante Entwicklung - auch bedingt durch den Zusammenbruch des Marktes für Bordeaux-Weine in China, beginnt nun ein Richtungswechsel.“

 

Laut der britischen Handelsbörse LIV-EX, die den so genannten Bordeaux Index-500 führt, haben die Weinpreise der oberen Top-50-Châteaux über die letzten zehn Jahre im vergangenen Dezember um 0,6 Prozent nachgelassen. Im Ergebnis des Vergleichs zum Dezember in 2013 bedeutet dies einen Rückgang um insgesamt weitere fünf Prozent. Entgegen dem britischen Index sieht der Rival Bordeaux Index, geführt von einem international agierendes Handelsunternehmen für feine Weine mit Büros in London, Hongkong, Singapur und Los Angeles, einen schleichenden Anstieg der Preise im letzten Quartal 2014 – wenn auch deren Index um 25 Prozent seit 2013 nachgelassen hat. Nebenbei bescheinigt der Rival Bordeaux Index dem viel beschworenen Bordeaux-Jahrgang 2004 eine signifikante Unterbewertung. 

Dennoch diktieren die Bordeaux-Preise den Weinmarkt für feine Weine nach wie vor, allein aufgrund der Quantität dort versammelter Top-Güter, ihrer Weinqualitäten, ihrer Geschichte und Handelstradition – und dies auch noch im Anblick des steigenden Interesses der Käufer für Weine aus den „alternativen“ Weinregionen Burgund, Champagne und Toskana. Der LIV-EX deutet darauf hin, dass diese zunehmenden „Alternativ-Käufe“ eine eigene Dynamik entwickelt haben. Satte 82 Prozent der aus den genannten „alternativen“ Regionen stammenden Weine haben ab Anfang des Jahres 2014 im Preis zugelegt. Auch die LIV-EX-Analysen bestätigen eine Stagnation der Preise für Premiers Crus, wogegen die Attraktivität für die zweite Reihe bis fünfte Reihe, beispielsweise für Weine von Château Montrose (Deuxieme Crus - St-Estèphe), Château Haut-Brion (Crus Classes - Pessac) und Château Pontet Canet (Cinquiemes Crus - Pauillac), ansteigt.

Obwohl die Nachfrage für Top-Bordeaux weiterhin schleppend vorangeht, sind die Negociants mit Blick auf die kommende Primeur-Kampagne erwartungsvoll. Aber alles „hänge von der preislichen Gestaltung ab“, sagen die Analysten. „Sicherlich gibt es am oberen Ende des Marktes nur einen kleinen Käuferkreis. Außerdem ist die Entwicklung von reinen Investitionen in feine Weine schwieriger vorherzusagen“, sagt David Elswood, Leiter der Weinabteilung vom Auktionshaus Christie´s. „In ein paar Monaten wissen wir mehr.“