Betrug oder schlechte Geschäftspraxis - FBI ermittelt gegen Premier Cru

26.01.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Nun hat das FBI die Ermittlungen aufgenommen, nachdem eine Reihe der Kunden des in Berkeley Kalifornien ansässigen Weininvestments Premier Cru, Klagen bei US-Gerichten eingereicht hat (wir berichteten: "Weininvestment Premier Cru in argen Nöten"). In den meisten Fällen hatten die Kunden Weine bestellt, komplett bezahlt, aber auch nach teilweise fünf Jahren keine Lieferung erhalten. "Wir haben mehrere schriftliche Beschwerden der Kunden von Premier Cru erhalten, aber dies hat mittlerweile eine Dimension erreicht, sodass ab sofort das FBI in San Francisco die Ermittlungen übernimmt", erklärt Teresa Drenick, Sprecherin der Staatsanwaltschaft aus Alameda County.

 

Die Übernahme der Ermittlungen bestätigt Michele Ernst, Sprecherin des FBI. "Wir sind dafür aufgestellt, größere Ermittlungen zu führen. Dafür stehen uns weit mehr Ressourcen zu Verfügung als den Staatsanwaltschaften." Die zu prüfenden Beschwerden begründen sich im Wesentlichen auf nicht geleistete Lieferungen sowie geplatzten Schecks und haben zusammen mit sonstigen Verbindlichkeiten von Premier Cru die Marke von 70 Millionen US-Dollar erreicht. Außerdem titulieren einige Kunden das Verhalten von Premier Cru als Betrug - ein schwerwiegender Vorwurf, der jetzt intensives Aufarbeiten seitens der Behörden verlangt, zumal sich das Unternehmen in den Konkurs retten will.

Bisher haben die Eigner des Weininvestments, John Fox und dessen Partner Hector Ortega, sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Deren Anwalt Stephen Finestone, der jetzt den Konkursantrag für Premier Cru eingereicht hat, ließ verlauten: "Mr. Fox und Mr. Ortega werden vorerst zu der Angelegenheit keine Stellungnahme abgeben." Mit dem Antrag auf Insolvenz sind die eingereichten Klagen erst einmal auf Eis gelegt. Im Insolvenzantrag steht, dass das Weininvestment sieben Millionen US-Dollar an Vermögenswerten hat - demgegenüber stehen fast 70 Millionen Verbindlichkeiten. Der größte Schuldenberg liegt zulasten von fast 9.000 Kunden, die Weine bezahlt aber ihre Bestellung nicht erhalten haben.

Die Flucht in die Insolvenz wird die Eigner allerdings nicht schützen, sofern die Ermittlungen des FBI ergeben, dass Fox und Ortega die Gelder veruntreut und ihre Kunden damit betrogen haben sollten. "Die Eigner sind keine unerfahrenen Geschäftsleute. Falls die Ermittlungen ergeben, dass Fox und Ortega im Bewusstsein von angehäuften Schulden in Millionenhöhe dennoch in den letzten drei Jahren Gelder ihrer Kunden eingesammelt haben, ist dies ein Zeichen für Betrug", sagt Ronald Kohut, ein anwaltlicher Vertreter einiger der sich geprellt fühlenden Kunden.

Eine schlechte Geschäftspraxis ist nicht gleichzusetzen mit betrügerischer Absicht. Zurzeit ist noch nicht absehbar, wohin die Beschwerden der Kunden führen. Eine erste Versammlung der Gläubiger, wo Fox und Ortega erscheinen müssen, ist für den 21. Februar datiert. Wir werden berichten.