Winzer des Pays d´Oc lassen das Jahr mit Warnungen ausklingen

29.12.2016 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Montpellier) – Schon längst rumort es in Frankreichs Weinindustrie, insbesondere im Süden des Landes. Und seitdem die Globalisierung auch den Weinsektor bei unseren Nachbarn erreicht hat, gibt es Weinterror. Es sind die importierten Billigweine, die den Winzern ein Dorn im Auge sind. Bisher hatte sich vordergründig das "Comité Régional d'Action Viticole", kurz CRAV genannt, eine militante Gruppe von Winzern, gegen solche Importe gewehrt. Schon mehrmals wurden Tanker mit bis zu Hunderttausend Litern Wein angehalten und deren Inhalt auf die Straße entleert. Aber auch die nicht organisierten und in Ablehnung zu den militanten Winzern stehenden Erzeuger beginnen jetzt, sich kritisch und unmissverständlich zu äußern.

 

In einer Weihnachtsbotschaft, gerichtet an die Regierung, warnen die Winzer davor, dass eine ganze Reihe von Erzeugern durch die Importe von Billigwein, der in den Supermärkten angeboten wird, ruiniert werden können. Insbesondere beziehen sich Mahner auf die aus Spanien importierten BIB-Weine (Bag-In-Box), die ihrer Meinung nach nicht ausreichend als Importware gekennzeichnet sind. Es wäre ertragbar, wenn dem Verbraucher offensichtlich und damit unmissverständlich klar wäre, dass er spanischen Billigwein kauft, heißt es in ihrer Botschaft.

"Unsere Supermärkte haben einen guten Ruf, dank der Qualität französischer Weine", wird Florence Barthès, Direktorin der Gewerkschaft Pays d’Oc*, in Südfrankreichs Tagespresse zitiert. Auch Barthès beklagt sich dort, dass immer mehr BIBs aus Spanien in den Supermärkten angeboten werden. "Der Handel beschriftet die BIBs nicht korrekt, sodass es nur schwer ersichtlich ist, dass es Billigwein aus Spanien ist. Das ist ganz klar unfairer Wettbewerb. Wenn wir das geschehen lassen, werden über 12 Prozent des Gesamtvolumens an Wein der PGI Pays d'Oc aus dem Markt gedrängt."

Kritiker sind dagegen der Meinung, dass die Importe legal sind und das sowohl Frankreich als auch Spanien Teil des EU-Binnenmarktes sind und der Wettbewerb über die nationalen Grenzen hinweg akzeptiert werden muss. "Dem ist so, aber die Verbraucher müssen über einen sichtbaren Hinweis informiert werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können", kontert Barthès. Obwohl Barthès mit dieser Meinung das Gros der Winzerschaft repräsentiert, ist das Pulverfass wohl kurz vor der Zündung. Sollte die CRAV, die im Übrigen identisch ist mit der "Comité d'action viticole" (CAV) und die auch als "Weinterroristen" betitelt werden, sich dem Problem annehmen, dann werden wohl in naher Zukunft die Weintransporte aus Spanien erneut angegriffen werden.

*Das Pays d´Oc ist eine große Weinbauzone zu der die Doppelregion Languedoc-Roussillon sowie der rechte Teil der südlichen Rhône gehören. Unterteilt in die fünf Départements Aude, Gard, Hérault, Lozère und Pyrénées-Orientales sind hier über 70.000 Hektar Rebflächen im Ertrag. Vormals stand die Bezeichnung Vin de Pays d´Oc für Landweine, aber ab 2008 wurde hier die IGP (Indication Géographique Protégée) eingerichtet. Eine dreistufige Hierarchie mit der Klassifikation „Séduction“ gefolgt von „Style“ und der höchsten Stufe „Collection“ gilt spätestens verbindlich ab dem Jahrgang 2010.