Württemberger Nachwuchs: Die Siegloch-Brüder aus Winnenden

09.02.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Winnenden) - Die Jugend drängt nach vorn in Württemberg, mit originellen Ideen, ungewöhnlichen Initiativen und vor allem mit überzeugenden Weinen. Grund genug, einige dieser Talente im Rahmen einer kleinen Serie vorzustellen. Wir starten mit dem Brüderpaar David und Markus Siegloch aus Winnenden im Remstal.

 

2013 mussten David und Markus Siegloch, die Junioren im damaligen Weingut Siegloch-Klöpfer in Winnenden, ebenso wie ihre Mutter Birgit erst mal verkraften, dass ihr Vater Peter Siegloch im Alter von lediglich 56 Jahren verstarb. Die Frage war, ob und wie der Betrieb weiter geführt werden soll. Birgit Siegloch ließ den Söhnen freie Hand bei der Entscheidung. Die beiden waren sich schnell einig, dass Veränderungen vorzunehmen waren und hatten dafür jede Menge Ideen – sowie die Zuversicht, dass alles auch in Sachen Qualität zu packen war. Schließlich hatten sie eine gute Ausbildung genossen, Markus (Jahrgang 1987) bei Bernhard Ellwanger und Rainer Schnaitmann, dann Besuch der Weinbauschule Weinsberg, David (Jahrgang 1985) bei Hans Haidle, der Weinmanufaktur Untertürkheim und dem badischen Winzer Lothar Schwörer, anschließend Studium auf der Hochschule Geisenheim. Und sie hatten dem Vater immer wieder mal bei der Arbeit im Weinberg und Keller Beistand geleistet und selbst Wein erzeugt, der positiv auffiel. Ein 2009er Sauvignon blanc wurde sogar in einem Weinbuch über Württemberg ausgiebig beschrieben.

Weil ihre Vorstellungen über die Zukunft des Weingutes etwas weit weg waren vom bestehenden Betrieb, kam es nach dem Motto „wenn schon, denn schon“ zu weitreichenden Änderungen. Nur mehr Siegloch heißt seitdem das Weingut; der Doppelname, der durch den 1992 erfolgten Einstieg von Peter Siegloch aus Bad Cannstatt und der Hochzeit mit Birgit Klöpfer aus Winnenden zustande kam, gehörte ab Anfang 2014 der Vergangenheit an. Zugleich wurde der Slogan „Weine wie wir“ geboren. „Wir wollen Wein nach unseren Vorstellungen machen und an keine Richtlinien und Regeln gebunden sein“, erklärt David Siegloch. Deshalb stellen sie ihre Weine auch nicht bei der Qualitätsweinprüfung an, sondern vermarkten sie als Landwein. Beim Geschmack gibt es nur zwei Richtungen, entweder „trocken“ oder „nass“, für alles, was nicht betont herb ausfällt.

Die Weine sind pfiffig geordnet. Unter „Basis“ werden herzerfrischende, saftige Weine für unkomplizierten Genuss abgefüllt (u.a. Riesling, Lemberger, Muskateller und Blanc de Noirs „nass“). Die Kollektion „Original.Siegloch.Trinkhilfe“ verspricht „Spaß und geilen Stoff“ und besteht aus geradlinigen Cuvées in Weiß, Rot und Rosé. Die Literweine (Riesling, Trollinger, Trollinger/Lemberger, Rosé werden als „bodenständig“ bezeichnet. Und dann gibt es in der Spitze noch „Vogelfrei“ sowie „Vogelfrei Réserve“. Die Bezeichnung war ein Geistesblitz von Davids Frau Angelika. Sie steht für die hochwertigen Weine des Gutes, die nach schonender Behandlung im Keller erst spät gefüllt werden. Zur Réserve gehören Riesling und Sauvignon blanc sowie die „Kleine Réserve“, eine rote Cuvée mit Lemberger, Syrah und Zweigelt, ebenso ein feiner Riesling-Sekt ohne Dosage. „Kraft, Charakter, Eleganz“ verkörpert diese Kategorie, während unter „Vogelfrei“ ein mineralischer Sauvignon blanc, ein würziger Weißburgunder, ein Merlot sowie ein „Von Früh bis Spät“ zu finden sind; das Rätsel über die Zusammensetzung Frühburgunder und Spätburgunder lösen die meisten Kunden… 

Das unkonventionelle Auftreten hat den Brüdern nicht geschadet. „90 Prozent der Stammkunden sind geblieben“, freut sich Markus. Mutter Birgit fühlt sich weiterhin für deren Betreuung zuständig, während die Söhne in den Weinbergen von Winnenden und Cannstatt für einen Zuwachs von sechs auf acht Hektar sorgten. Und immer wieder werden neue Ideen umgesetzt. So wurde aus dem Jahrgang 2012 aus Syrah und Cabernet Franc der Likörwein „19 Volt“ kreiert. Und die Edelbrände aus der hauseigenen Brennerei bekamen Ergänzung durch einen feinwürzigen, im Aroma diskreten Glühwein-Brand (1) vom Trollinger. Außerdem wurde der lang stillgelegte Gutsausschank in Bad Cannstatt, den 1911 Ururgroßvater Christian Siegloch eröffnete, wiederbelegt. Hier servieren die Brüder an mehreren Wochen im Jahr neben ihren Weinen regionale Spezialitäten wie Maultaschen mit Kartoffelsalat, Rostbraten, Schweinebäckchen, Ripple und Käsespätzle und lassen dabei durchaus Ambitionen am Herd erkennen.