WSTA wollen Steuerabgabe auf den Handel mit Wein und Spirituosen senken

Wein und Spirituosen – Herausforderungen im Rahmen des Brexit

10.02.2017 - arthur.wirtzfeld

UK (London) – Ende Januar hat die Wine and Spirit Trade Association (WSTA) ihre jährliche Budgetplanung veröffentlicht. Dabei wurde das ehrgeizige Ziel formuliert, Premier Theresa May davon zu überzeugen, die Steuerabgabe auf den Handel mit Wein und Spirituosen ab März 2017 um zwei Prozent zu senken. Die Beweggründe hierzu, die der Wirtschaft und Politik bekannt sind, wurden von der WSTA nochmals formuliert:

 

(1) Der Weinhandel und alle Geschäfte mit Wein zahlen jährlich vier Milliarden an Steuern und zusätzliche 3,2 Milliarden an Steuern werden von den Verbrauchern gezahlt.

(2) Die durchschnittliche Abgabe auf Wein beträgt 2,08 Euro, was bedeutet, dass der Anteil der Steuer 55 Prozent der Kosten in Bezug zu einer Flasche Wein beim Verkauf in Geschäften und Supermärkten ausmacht.

(3) Die durchschnittliche Abgabe auf eine Spirituose beträgt 8,40 Euro, was bedeutet, dass der Anteil der Steuer 76 Prozent der Kosten in Bezug des Verkaufs von Spirituosen in Geschäften und Supermärkten ausmacht.

(4) Die Einfuhrsteuer für Wein ist seit 2007 um 56 Prozent gestiegen und bei Spirituosen um 41 Prozent.  

(5) Großbritanniens Getränkehandel und die Verbraucher zahlen den dritthöchsten Zollsatz für Wein in der Europäischen Union bei über einem Viertel des Verbrauchs in der Gemeinschaft, der 68,4 Prozent aller von den Mitgliedstaaten erhobenen Zölle ausmacht.

(6) Großbritanniens Getränkehandel und die Verbraucher zahlen den vierthöchsten Zollsatz für Spirituosen in der Europäischen Union bei einem Viertel des Verbrauchs in der Gemeinschaft, der 27,29 Prozent aller von den Mitgliedstaaten erhobenen Zölle ausmacht.

Die WSTA ist sich bewusst, dass es eine ehrgeizige Forderung ist, die Steuer für Wein und Spirituosen um zwei Prozent zu reduzieren. Aber man ist bei der Organisation auch der Meinung, dass die Regierung verpflichtet ist, das befürchtete Defizit zu reduzieren und somit die Auswirkungen des Brexit zu mildern. Dabei wird die Forderung nach einem adäquaten Ausgleich nicht allein von der Weinbranche erhoben. 

Durchgängig alle Branchen in Großbritannien richten derzeit ähnliche Appelle an die Regierung. Besonders fühlt sich die britische Weinbranche über Gebühr vernachlässigt. "Wein unterliegt einer sehr hohen Verbrauchssteuer und wird seit Jahren sukzessive nachlässiger behandelt", heißt es vorwurfsvoll in der internen Budgetplanung. Und weiter: "Die WSTA erwartet, sollte die Regierung nicht einlenken, bei der Abwertung des Pfundes eine dreifache Bedrohung durch eine steigende Inflation."

"Ich bin davon überzeugt, dass wir mit einer beispiellosen und konzentrierten Anstrengung eine Reduzierung der Steuer auf Wein und Spirituosen erreichen werden", kommentiert Miles Beale, CEO der WSTA die Budgetplanung. "Deshalb stellen wir für alle unsere Mitglieder, vor allem der Weinbranche, Kontakte zu Verfügung, um selbst ihre Abgeordneten zu kontaktieren und die befürchteten Probleme zu schildern." Die WSTA stützt sich bei ihren Bemühungen u.a. auch auf eine unabhängige Studie, die nachweist, dass eine Reduzierung der Steuer um zwei Prozent den ökonomischen Beitrag der Branche um 3,4 Milliarden Euro letztlich in der Summe auf rund 58 Milliarden Euro erhöhen würde.

Nun liegt es auch an den Mitgliedern der WSTA, die mit allen Informationen versorgt sind, die Forderungen ihrer Organisation bei der Politik zu unterstützen. Eines wird überdeutlich: Während Therasa May nach dem Motto handelt "Bloß noch raus aus der EU" bemüht sich die gesamte Wirtschaft Großbritanniens um Schadensbegrenzung. Wir denken an dieser Stelle an das Literarische Quartett, dass Marcel Reich-Ranicki stets mit den Worten verabschiedete: "Der Vorhang fällt zu und viele Fragen bleiben offen".

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