Die Juguette-Serie

Australiens Weine erobern Mexiko – eine Erfolgsgeschichte

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 3. September 2018


MEXIKO (Mexiko-Stadt) – Es ist schon eine besondere transpazifische Partnerschaft – ein Mexikaner und ein Australier produzieren in Australien Weine für den Geschmack der Mexikaner. Die Trauben der Boutique-Weine, die jetzt in Mexiko auf den Karten der Restaurants stehen, stammen aus so berühmten Weinregionen wie dem Barossa Valley, Adelaide Hills und McLaren Vale. Aber der Reihe nach …

… die Geschichte geht zurück auf das Jahr 2010. Damals begann Mauricio Ruiz Cantu (30) ein Weinbaustudium an der Universität im südaustralischem Adelaide. Nach seinem Abschluss im 2014 kehrte Ruiz mit einer Ladung Shiraz aus dem Barossa nach Mexiko zurück. Die Weine verkaufte er dann in seiner Heimat, um seine Reise teilweise zu finanzieren, teilweise aber auch, um seiner Familie zu beweisen, dass sich die Ausbildung in Australien gelohnt hat.

Glücklicher Start

Die australischen Weine kamen gut an, was Ruiz schon geahnt hatte und er wusste, auf was er sich einliess. Folgerichtig startete er zusammen mit seinem Freund Ben Caldwell (33) ein Unternehmen. Sie nannten ihr Projekt Juguette (gesprochen: hoo-get-tay, ein spanischer Ausdruck für Spass oder auch für Spielzeug). Zuständig für das Vertriebsnetz war Ruiz, während Caldwell sich um die Weine von seiner Basis aus in der Weinregion McLaren Vale in Südaustralien kümmerte. Heute, vier Jahre später, ist die anfängliche Produktion von 1400 Litern auf 130'000 Liter erweitert. Etwa 80 Prozent der gesamten Produktion werden mittels ihrer Marken Juguette und Samos in mehr als 100 Filialen in ganz Mexiko verkauft.

Die Juguette-Serie

Die Juguette-Serie, bestehend aus fünf Sorten, darunter ein McLaren Vale Grenache, ein Langhorne Creek Cabernet Merlot oder ein Adelaide Hills Sauvignon Blanc, werden beim Jahrgang 2018 noch mit einem High-End-Chardonnay von Piccadilly (Adelaide Hills) erweitert. «Juguette steht für einen traditionellen australischen Wein, der auf Mexiko zugeschnitten ist. Es sind vor allem schöne, weiche, ansprechende Rotweine, auch würzige Weissweine, die gut zur mexikanischen Küche passen», sagt Caldwell. «Diese Weine werden aus klassischen Rebsorten, kultiviert auf den Böden Südaustraliens, gekeltert, dort also, wo sie traditionell angebaut werden.» Nun ist Mexiko sicherlich kein leichter Markt für die Weine aus Down Under – umso mehr ist das Engagement und der Erfolg der beiden Partner auf seine Art offensichtlich wegweisend.

Manual, der Bruder von Ruiz, ist kaufmännischer Leiter bei Juguette, das seinen mexikanischen Stützpunkt in Monterrey und ein kleines Lager in Mexiko-Stadt hat. «Wir kennen den Markt und den Geschmack in Mexiko, was der Schlüssel für unseren Erfolg war», sagt Manuel. «Wir exportieren und importieren nicht nur eine Weinserie, sondern wir vertreiben und verkaufen ihn auch selbst. Das bedeutet, wir sind in der gesamten Lieferkette involviert. Der Weinmarkt in Mexiko ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen und wir wollten ein Teil davon sein. Dass uns das mit einem australischen Wein in Mexiko gelungen ist, war so nicht absehbar. Heute sind wir glücklich, dass es uns gelungen ist».

Die Serie Juguette ist mittlerweile in vielen Restaurants, Bars, Cafés, Vinotheken und in Supermärkten erhältlich. Als 100-prozentiges Produkt für den mexikanischen Markt repräsentiert Juguette rund 80 Prozent des Geschäftes. Die Verkaufspreise starten bei etwa 20 US-Dollar pro Flasche für den Sauvignon und enden bei rund 45 US-Dollar für den Barossa Shiraz.

Das Spiel mit der Erfahrung

Während das Geschäft mit Juguette, dem «spassigen» Projekt, heute ein gutes Fundament hat und die Zukunft rosig aussieht, will das Duo Ruiz und Caldwell neben dem kommerziellen Bereich, nun auch Raum für die künstlerische Seite des Weinbaus schaffen. Dazu schufen beide Partner im Jahr 2015 das australische Label Samos (spanisch für „wir sind“). Im Gegensatz zu dem traditionellen Stil der Juguette-Serie ist für Samos nur minimaler Eingriff im Weinberg und bei der Weinbereitung angesagt. Es handelt sich hierbei um Weine der Sorten wie Aglianico, Cinsault und Barbera. Wie umtriebig die beiden Partner sind, zeigt auch, dass sie mit Trauben aus einem Weinberg eines Freundes in Baja California im vergangenen Jahr 1200 Flaschen der Sorte Tempranillo produziert haben, die, hierbei genau gegenteilig zur Juguette-Serie, ausschliesslich für den australischen Markt bestimmt sind.

Parallel dazu liess Ruiz einen Weinberg in Ojos Negro, etwa 200 km südlich der US-Stadt San Diego gelegen, neu anlegen. Aktuell läuft dort die Weinlese. Zusammen mit seinem Partner Caldwell wollen beide zu Beginn rund 1800 Flaschen mit der Rebsorte Nebbiolo produzieren, um diesen Wein in die Samos-Linie zu integrieren.

Die Weinerfahrung beider Partner beschränkt sich noch auf die Weine Australiens. Aber sie lernen dazu und sammeln stetig Erfahrung, mittlerweile wirkten sie auch lern- und testweise in Neuseeland, Spanien und den USA. Caldwell, der im Juni seinen Job im McLaren Vale aufgegeben hat, wird Anfang September in Mexiko erwartet. Hier wollen die Partner dann die Weichen für die Zukunft stellen. Obwohl Ruiz und Caldwell mit ihren Weinserien sehr erfolgreich sind, haben beide den Drang, noch mehr zu erreichen. Die Erfolgsgeschichte wird also weitergehen ...

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