Armenier entdecken weltweit ältesten Standort für Weinproduktion

13.01.2011 - arthur.wirtzfeld

ARMENIEN (Yeghegnadzor) - In Armeniens bekanntester Ausgrabungsstätte, dem Höhlensystem Areni-1, im Osten des Landes gelegen, entdeckte man erst im Sommer 2010 den ältesten bekanntesten Lederschuh, datiert in die Kupfersteinzeit, also etwa vor 5.500 Jahren. Nun bei weiteren Ausgrabungen kamen überraschende Relikte einer Weinproduktionsstätte zu Tage, deren Artefakte 6100 Jahre alt sein sollen.

 

Neben einer Weinpresse entdeckte man Krüge für die Gärung, Trinkbecher und sogar Reste von gepressten Trauben, Blätter, Ranken und Samen der Vitis Vinifera. „Diese Beweise sind überzeugend für eine professionell betriebene Weinproduktion“, sagt Patrick McGovern, wissenschaftlicher Direktor des Biomolekular Archäologie Laboratirums der Universität Pennsylvania. Und der Leiter der Ausgrabungsteams vor Ort, Dr. Boris Gasparin sagt: „Die Anlage ist so groß, dass wir annehmen müssen, das hier domestizierte Trauben mit einem ausreichenden Wissen für das Keltern in großen Mengen hergestellt wurden.“

Bekannt ist das im benachbarten Georgien schon vor 8000 Jahren Wein produziert worden sein soll, doch die jetzt in der historischen armenischen Provinz Syunik gefundenen Relikte bestätigen eindeutig, die Kenntnisse und Techniken der damaligen Gesellschaft in der Herstellung von Wein.

„Dieser Fund zeigt, wie wichtig die Weinproduktion in der damaligen Zeit für die Gesellschaft war“, sagt Stefan K. Estreicher, Wissenschaftler an der Technischen Universität Texas und Autor (Wein aus dem Neohlithikum bis zum 21. Jahrhundert). „Diese Hersteller waren Experten, sie müssen sehr viel Zeit mit der Produktion verbracht haben und das tut man nur, wenn es sich auch lohnt, bei gerade mal einer Ernte pro Jahr.“

Es wird vermutet, dass der Wein zur damaligen Zeit nicht nur für den profanen Genuss gedacht war, sondern vielmehr als Opferwein gebraucht oder als Wein bei kulturellen Handlungen getrunken oder als Grabbeigabe verwendet wurde. „Wir gehen davon aus, dass man hier, analog wie im späteren Ägypten, den Wein für religiöse Zwecke verwendet hat“, sagt Dr. Gasparin. „Die Weinkultur hat sich vermutlich aus dieser Bergregion erst nach und nach ins Flachland verbreitet. Erst viel spätere Funde im eurasischen Tiefland zeigen im Vergleich, das dort domestizierte Trauben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von hier stammen, kultiviert wurden sowie Behältnisse denen gleichen, die wir jetzt hier ausgraben“.

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