Bordolaiser Verhältnisse in Franken - Bacchus muss zuerst dran glauben

29.07.2008 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Mit der Frage im Gepäck: "Wie nehmen die fränkischen Winzer den Klimawandel wahr und wie stellen sie sich auf den Klimawandel ein?" hatte der Verein "Alumni Geographie Würzburg" zur Exkursion in die Würzburger Weinberge eingeladen.

 

Professor Jürgen Rauh und sein Team vom Zentrum Regionalforschung hatten zuvor 120 unterfränkische Winzer befragt. Das vorläufige Ergebnis der noch laufenden Studie: Die Winzer bestätigen allgemein eine spürbare Wärmeentwicklung in den letzten 20 Jahren, eine Abnahme der Frosttage, weniger Regen im Sommer, teilweise Chlorosebefall und beklagen vielerorts Sonnenbrand bei den Beeren.

"Eine Auswertung der Klimadaten der letzten 60 Jahre hat ergeben, dass wir hier in Mainfranken jetzt schon im zweiten Jahrzehnt einer Wärmeperiode sind, mit einer besonders deutlichen Erwärmung im Winter", bestätigt Rauh. "Gleichzeitig fällt im Sommer 17 Prozent weniger Regen und das bei ohnehin schon geringen Niederschlägen in unserer Region".

Die Erkenntnisse seines eigenen Klimamodells für Deutschland hat der Würzburger Geograph für Mainfranken heruntergebrochen: "Bis zum Jahr 2100 erhöht sich die durchschnittliche Temperatur hier möglicherweise um vier Grad", sagt er. "Und der Sommerregen fällt bis dahin voraussichtlich noch spärlicher aus. Wir erwarten dann ein Klima, wie es heute in Bordeaux herrscht."

Bordeaux? Wäre so ein Klima nicht optimal für Wein? Schon, aber nicht für die fränkischen Reben. "Der Bacchus zum Beispiel mag es lieber kühl und er ist besonders empfindlich gegen Sonnenbrand, somit wird er wohl die erste Rebsorte sein, die bei steigenden Temperaturen aus unseren Weinbergen verschwindet", prognostiziert Rauh. Und in der Tat pflanzt bereits jetzt fast ein Viertel der befragten Winzer bewusst Sorten an, die besser mit höheren Temperaturen zurechtkommen.

Ein Teil der Befragten hat zudem Kühlanlagen für die Weinkeller angeschafft. Denn wegen der zunehmenden Wärme mussten die Trauben in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 20 Tage früher gelesen werden. Kommen die Beeren aber zu gut temperiert in die Keller, dann setzen unerwünschte Gärungsprozesse ein, die der Qualität des Weins schaden - also müssen die Trauben gleich nach ihrem Eintreffen im Keller künstlich gekühlt werden.

Rauh empfiehlt den Winzern die Reben gegen zu starke Sonneneinstrahlung zu beschatten, auf dürreresistente Sorten umzustellen, die Anbauflächen an weniger sonnenverwöhnte Stellen zu verlagern und die Weinberge zu bewässern. Erprobt werde die Bewässerung in Sommerach, wo eine Tröpfchenbewässerung zum Einsatz kommt, die über ein Schlauchsystem gezielt jede einzelne Rebe versorgt. "Es ist auch in der Diskussion, auf den Weinbergen Speicher zu bauen und darin den Winterniederschlag zu sammeln", so Rauh.

Die Auswertung der Studie, bei der Winzer und Kellermeister, aber auch Weinfestbesucher befragt wurden, ist fast abgeschlossen. Die kompletten Ergebnisse liegen voraussichtlich im August vor. Wir berichten dann.

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