Caro Maurer ist Master(in) of Wine

12.09.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bonn) - Eines stellt sie schon vor der ersten Frage klar: „Ich habe das nicht gemacht, damit mich der Playboy so wie Gott mich schuf, nur mit ein paar Trauben bedeckt, ablichtet. Ich habe das ausschließlich für mich selbst getan und nicht, um die berufliche Karriere zu fördern.“ Die das sagt, heißt Caro Maurer und ist seit wenigen Tagen die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die sich „Master of Wine“ nennen darf.

 

Der Titel hat in der Weinszene seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Verliehen wird er vom Institute of Masters of Wine in London, das jetzt mit elf neuen MWs 300 Mitglieder in 23 Ländern vorweisen kann, die alle mehrere Jahre dafür büffelten und die entscheidende Prüfung in Englisch über sich ergehen lassen mussten. Vorher schon ist der Titel „Weinakademiker“ des Wine and Spirit Education Trust (WSET) zu erringen, was man unter anderem in Geisenheim und Rust (Burgenland) machen kann.

Ursprünglich wurde der MW für Weinhändler konzipiert. Das erklärt, warum neben dem Fachwissen auch Kompetenz im Weinbussinnes bewiesen werden muss. „Mein schwierigstes Fach“, gibt Caro Maurer zu. Sie kennt sich als Weinjournalistin mit viel Erfahrung in den Themen Weinerzeugung, Kellerwirtschaft, Sortenkunde, Weingeographie gut aus und war hier bei allen Prüfungen firm. Aber das Weingeschäft an sich musste erst mal gebüffelt werden. Ihre deutschen Vorgänger Markus Del Monego, Jürgen von der Mark und Frank Röder, die alle im Weinmarketing und -verkauf Erfahrung hatten, besaßen hier sicher Vorteile.

Dass es der 48-Jährigen, aber immer noch Playboy-tauglichen, schlanken und hoch gewachsenen Blondine (die beim Frühsport manchen jüngeren Mann in Grund und Boden rennen kann) nicht erging wie neun von zehn durchgefallenen Prüflingen, führt sie auf ihre solide private Basis zurück. „Wer es nicht schaffte, war nicht automatisch nicht gut genug, sondern hatte im Verlauf der vierjährigen Studienzeit einfach andere Probleme am Hals. Eine Kandidatin wurde schwanger, einem Kandidaten lief die Frau davon. Andere hatten mehrfach Stellenwechsel und mussten sich auf den Beruf konzentrieren“, erläutert sie, als wäre sie die Mutter der MW-Kompanie.

Caro Maurer ist keine, die jetzt aufgrund ihres Titels abheben wird und gleich Visitenkarten und Briefköpfe ändert. Sie sagt vielmehr klar, wem sie vor allem den Erfolg zu verdanken hat. „Uli, mein Mann, war jahrelang enorm tolerant und hat es mit Geduld ertragen, wenn ich immer wieder lernte und weg war. Er hat sogar die Hausarbeit übernommen.“ Und sich nicht aufgeregt, dass seine mit ihm schon 15 Jahre verheiratete Frau die Haushaltskasse um rund 40 000 Euro Kosten für den Studiengang erleichterte.

Die erste deutsche Master(in) of Wine war nicht von Geburt auf prädestiniert für diese Ehre. Geboren wurde sie dort, wo Zuhauf Leute im kalten Wasser spazieren, nämlich im Kneipp-Kurort Bad Wörishofen im schlechten Weinjahr 1963. „Ein Trauma, das mich mein Leben lang begleitet“, lacht die im Sternzeichen des Fisch Geborene (Geburtstag 3. März). „1961 wäre mir lieber gewesen, da würde ich Bordeaux genießen. So darf es allenfalls Vintage Port sein.“ Als 19-Jährige zog es sie in die Großstadt München, wo sie Kommunikationswissenschaft studierte und damit schon die Grundlage für die spätere journalistische Tätigkeit legte. Anschließend wagte sie den Sprung über den großen Teich nach Amerika, um etwas Neues zu erleben. Sie wurde Korrespondentin des Burda Verlags in New York und Los Angeles.

Zurück in der Heimat blieb sie der schreibenden Zunft treu und konnte sich mehr auf das konzentrieren, was ihr besonders liegt: Genuss. Sie arbeitete beim Wirtschaftsmagazin Forbes, dann bei Die Welt, wurde feste Freie beim Bonner Generalanzeiger (wo sie ihren späteren Ehemann kennen lernte) und betreute hier die Wochenendbeilagen inklusive Wein. Das eröffnete ihr als inzwischen unabhängige Freie neue Kontakte, so dass sie heute regelmäßig für Titel wie Der Feinschmecker und Fine schreibt, auch Proben moderiert und bei internationalen Verkostungen in der Jury sitzt.

Nicht so ganz nebenbei hat sie die letzten vier Jahre Weinwissen in sich aufgezogen wie ein Schwamm und dabei vermieden, dass dieses Wissen wieder ausgedrückt wird. Verkostet wurde viel, die Zahl der Weine lag vermutlich bei einigen Tausend. Zwei Blind-Proben hat sie besonders gut in Erinnerung behalten. „Der überraschendste Weißwein war der 2000er Domaine de Chevalier. Woooow! Ich hätte nie gedacht, dass ein weißer Bordeaux so faszinierend sein kann.“ Als sie das später bei einem Besuch in Pessac-Léognan im Bordelais erzählte, bekam sie vom Chef Olivier Bernard gleich eine Vertikale vorgesetzt. Und das schlimmste Erlebnis? „Eine Serie Weißweine, korrekt, aber sehr banal, nichtssagend. Ich dachte Frankreich, vielleicht Italien. Als aufgedeckt wurde, standen einige deutsche Liebfrauenmilch auf dem Tisch...“.

Als ihr am 6. September mitgeteilt wurde, dass sie neue Master(in) of Wine ist, ließ sie es zur Feier des Tages prickeln: 1990 Roederer Crystal musste ins Glas. Sie freute sich dabei, dass die Frauen bei diesem Studium gewaltig aufgeholt haben. „Inzwischen dürften über ein Drittel diesen Titel tragen. Unser Kurs war halbe-halbe besetzt.“ Für den überstandenen Stress gab es Belohnung: ein Urlaub in Kärnten mit ihrem Göttergatten - unerreichbar für den Playboy... 

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