Elisabeth Eder lässt es prickeln

05.11.2012 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Salzburg) - Sie darf sich neuerdings „Österreichs Botschafterin für Champagne“ nennen, nachdem sie es bis ins Finale eines seit 2005 vom Verband der Champagne-Häuser und –Winzer ausgeschriebenen internationalen Wettbewerbs in Épernay schaffte. Elisabeth Eder, Weinberaterin aus Salzburg, kam zwar hier gegen bärenstarke Konkurrenten im Finale „nur“ auf einen dritten Platz, wurde aber mit dem Prix Spécial ausgezeichnet. Zugelassen waren Fachausbilder, Lehrkräfte, Referenten und sonstige Weinfachleute.

 

Das Thema war schwierig genug: Inox oder Holz – eine Frage des Materials und Stils. Beleuchtet wurden die verschiedenen Möglichkeiten der Behälterwahl für die Gärung und der Ausbau von Weinen in der Champagne. So mancher altgediente Kellermeister hätte sich an diesem Thema vermutlich die Zähne ausgebissen. Für die engagierte Salzburgerin war es trotz guter Sprachkenntnisse (Englisch, Italienisch, Französisch, Österreichisch) eher ein Problem, drei Tage lang nur in Französisch parlieren zu müssen. Aber sie biss sich trotz starker Erkältung durch, „weil ich hart im Nehmen bin.“ Dafür durfte sie mit acht Weinenthusiasten im Rahmenprogramm viele Erzeuger, Oenologen und Kellermeister der Champagne kennen lernen, sich mit ihnen fachlich austauschen und die Gespräche mit interessanten Verkostungen verbinden (die am Ende auch gegen die Erkältung hilfreich waren).

Die fesche, temperamentvolle Elisabeth hatte als jugendliche Weinelevin eine fundierte Ausbildung absolviert. Sie brachte die Höhere Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe erfolgreich hinter sich, machte dann einen Lehrgang für Weinmanagement an der Weinbauschule in Krems mit dem Abschluss als stattlich geprüfte Weinmanagerin. Es folgte eine Ausbildung zum österreichischen Weinakademiker sowie ein Abschluss mit dem Diploma of Wine and Spirits des WSET/London. Später ließ sie sich nebenbei zur Käsesommeliere ausbilden. Erste Fronterfahrung beim Wein sammelte sie zunächst sogar bei einem Weingut in Kalifornien. Dann war sie in Salzburg für das Weinhandelshaus Stangl, die Privatbrauerei Stiegl und eine österreichische Niederlassung des deutschen Handelsriesen Hawesko, die Wine Company, tätig, ehe sie sich vor gut sechs Jahren selbstständig machte und eine Firma mit dem ungewöhnlichen, originellen Namen Weinflüsterer gründete.

Die Anlehnung an den Film „Der Pferdeflüsterer“ mit Robert Redford war bewusst gewählt. Nicht dass der weibliche Weinfan auch ein Reitsportfan wäre. „Um Gotteswillen, vor den Riesentieren habe ich eine Riesenangst“, lacht sie. Aber es ist beim Wein schon ein bisschen wie beim Umgang mit stolzen Vierbeinern. „Mit meinen Seminarteilnehmern und sonstigen Kunden muss ich oft sehr einfühlsam sein und behutsam mit ihnen umgehen. Man muss flexibel bleiben und den richtigen Mix an Beratung und Unterhaltung finden.“

Die Bandbreite ihrer Tätigkeit ist groß. Sie schreibt als freie Autorin für diverse österreichische Medien (Gault Millau, wein.pur sowie das Internet-Portal ichkoche) und ist Lektorin der Österreichischen Weinakademie. Die 38-Jährige kann jede Menge Dienstleistungen für Privatleute bis hin zum gemütlichen privaten Weinabend und der Kellerausstattung sowie Einkaufsberatung erbringen, dazu Gastronomen, Weinhändlern und Winzer gute Tipps geben oder sie schulen. Sie führt viele Seminare durch („so bis zu tausend Personen im Jahr können es sein, die bei mir auf der Schulbank sitzen“), hat dafür aber kein festes Jahresprogramm, sondern orientiert sich an den Vorstellungen der Kunden. Neuerdings steht sogar gutes Benehmen auf der Tagesordnung, weil dafür in Behörden Bedarf entstanden ist. Selbst Flirten will dabei gelernt sein. Die temperamentvolle, nicht oft flüsternde Weinexpertin versichert, dass sie bei ihren Kursen noch keinem Flirt ausgesetzt war. „Zumindest habe ich nichts bemerkt. Aber das mag daran liegen, dass ich mich komplett auf meine Aufgaben konzentriere.“

Natürlich genießt sie gern guten Wein und erzählt mit Augenzwinkern, dass sie dadurch auf Kosmetik verzichten kann. „Ein feiner Tropfen sorgt von innen heraus dafür, dass man keine Falten bekommt“, ist ihre Feststellung, wenn sie selbst in den Spiegel schaut. Vorlieben für bestimmte Sorten oder Weintypen hat sie nicht. Nur einige Voraussetzungen muss Wein erbringen, um Elisabeth zu schmecken. „Die Farbe ist egal, aber er muss spannend sein, mich bewegen, mir eine Geschichte erzählen, mich regelrecht überwältigen.“ Ein solcher Wein war zum Beispiel Château Montrose 1990. Sie erinnert sich genau. „Der war am Anfang so verschlossen, dass wir ihn in kleiner Runde in der Karaffe Luft schnappen ließen. Erst um 5 Uhr morgens hat er sich bequemt, uns zu faszinieren.“

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