Simone lässt es knallen

29.06.2012 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Ingelheim) - Frischer Wind im rheinhessischen Rotweinort Ingelheim - und das auch mit Weißweinen, von denen einer höchst auffällig ist. Simone Adams heißt die Neue in der Szene. Wenn nicht alles täuscht, wird sie bald in Rheinhessen das Feld von hinten aufrollen. Gelegentlich gibt sich die Dame geheimnisvoll.

 

Was da drin ist? „Eines kann ich versichern, null Prozent Dornfelder.“ So antwortet die schlanke junge Dame mit den langen schwarzbraunen Haaren auf die Frage, welche Sorten in ihrer Cuvée mit dem ungewöhnlichen Namen „Browning Baby Kaliber 20“ stecken. Dann verrät sie eine Kleinigkeit. „20 Prozent Spätburgunder. Aber der Rest ist Betriebsgeheimnis.“

Auch hartnäckiges Insistieren und Raten hilft nichts. Simone Adams lächelt wie Mona Lisa und hält sich bedeckt. Dafür verrät sie zumindest, woher der Name kommt. „Browning ist die Marke für ein Luftgewehr oder eine Pistole. Und mit dem Kaliber gebe ich eine Information über die Durchschlagskraft des Weines.“ Diese reicht in ihrer Skala von 9 (für einen schlanken, würzigen Weißburgunder) bis 36 für einen klassischen, eleganten, vielschichtigen Spätburgunder.

Hintergrund dieser in der Weinbranche wohl einmaligen Klassifizierung ist das Hobby der Ingelheimerin: sie ist passionierte Jägerin. Und Winzerin erst seit kurzem. Der Vater führte zwar in ihrem Heimatort ein kleines Weingut, das schon im 19. Jahrhundert bestand. Aber sie studierte zunächst in München Gartenbauwissenschaft, ehe sie sich doch dem Wein zuwandte und in Geisenheim die Studienbank drückte. Ein zweites Hobby von ihr ist Bergsteigen. Schon so manchen 4000er hat sie bezwungen. Jetzt bescheidet sie sich meist nach der Übernahme des 9-Hektar-Betriebes ab dem Jahrgang 2010 mit der Arbeit im nur 247 Meter hohen Ingelheimer Schlossberg.

Zum Start hat sie im elterlichen Betrieb einiges umgekrempelt. Um Neukundschaft zu finden, wird das Marketing (siehe Kaliber) nicht vernachlässigt. Aber hauptsächlich überzeugt die 32-Jährige mit der Qualität ihrer Weine. Die Spätburgunder sind keine Muskelprotze, sondern entsprechen in ihrem Naturell eher der charmanten Jungwinzerin. Der 2010er Frühburgunder (Kaliber 24) zeigt Frucht und jugendlichen Biss. Ihr geheimnisvoller „Browning Baby“ ist beerig, würzig, druckvoll und komplex, ein Rotwein, der sich auch international in der Cuvée-Kategorie sehen und schmecken lassen kann.

Und dann will sie beweisen, dass auf Ingelheimer Gemarkungen auch gute Weißweine wachsen. Zum Riesling hat sie eine innige Beziehung, was in einer 2011 Spätlese Kaliber 15 mit viel Saft und Raffinesse zum Ausdruck kommt. Der Weißburgunder bleibt trotz seiner Leichtigkeit lang am Gaumen präsent und ist ein anregender Sommerwein.

Ganz anders der Grauburgunder (Kaliber 19), der merklich zwiebelfarben im Glas liegt, delikat würzig und komplex ist sowie ein Stein des Anstoßes bei der Qualitätsweinprüfung war. Dort irritieren farbkräftige Grauburgunder immer wieder mal. Aber die Sorte hat eine hellrote Beerenhaut. Bei etwas Maischestandzeit kann der Weißwein Grauburgunder ganz natürlich fast zum Rosé werden.

„Im ersten Anlauf wurde der Wein abgelehnt, im zweiten Anlauf kam er durch“, berichtet Simone Adams. Die Voraussetzung für ihre spannenden Weine liefert sie selbst durch konsequente Weinbergarbeit. Die Erfahrungen aus dem Münchner Studium spielen da sicher etwas mit rein; sie weiß eben mehr als andere junge Winzer, die „nur“ Weinbau und Önologie studierten.

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