Moscato Bianco als Stimmungsaufheller

Asti: Fritto Misto, Robiola, Haselnüsse und so viel mehr!

Text: Ursula Heinzelmann, Foto: gettyimages / mars58, gettyimages / dp3010, Andrea Izzotti, Oksana Shyriaieva, fermate

Wer Piemont sagt, denkt meistens an Rotwein, dabei sind Asti und die angrenzenden Provinzen im Süden der Region Hochburgen des duftenden Moscato Bianco – und der ist besonders in dunklen Zeiten ein wunderbarer Stimmungsaufheller.

In vergangenen Jahrhunderten müssen diese aromatischen Trauben einen noch viel grösseren Zauber verbreitet haben. Denn sie schmecken nicht nur süss und erinnern an Orangenblüten, Zitronen und Pfirsiche – nein, wenn alles gelingt, übersetzt sich ihr geheimnisvoller, verführerischer Duft auch nahezu unverändert ins Weinglas. Und so ist die Geschichte des Moscato im Piemont eine, die sowohl wortwörtlich in die Weinberge dieser bis heute stark von der Landwirtschaft geprägten Region wurzelt als auch auf der Offenheit für immer wieder neue Technologien, für Innovation basiert.

«Der Moscato ist Teil der kulinarischen Tradition des Piemont; wir wünschen uns, dass er die schönsten Momente des Lebens begleitet.»

Milena Vajra vom Weingut G.D. Vajra in Barolo

Bereits im 16. Jahrhundert war die Sorte für die Ökonomie des Piemont so bedeutend, dass Herzog Emanuele Filiberto di Savoia Wein- und Rebimporte stark einschränkte; ihm lag daran, die lokale Weinproduktion zu fördern. Verordnungen, aufgrund derer neue Weinberge mindestens zu einem Fünftel mit «muscatellum» bestockt werden mussten, wurden erlassen.

Canelli war besonders bekannt für die aromatischen Trauben (daher auch das Synonym Moscato di Canelli für den Moscato Bianco). Von dort und aus Santo Stefano Belbo wurden Reben nach ganz Italien und darüber hinaus exportiert. Und nicht nur Reben: Giovanni Battista Croce war an sich Juwelier und Hoflieferant. Doch der gebürtige Mailänder versorgte den Hof der Savoyer nicht nur mit Schmuck, sondern experimentierte in seinen Weingärten auch mit Rebschnittarten und im Keller mit Filtermethoden, um die Aromen und die Süsse der Trauben zuverlässig im Wein zu erhalten. Sein Rat war unter Winzern so gefragt, dass er seine Erkenntnisse 1606 als Buch veröffentlichte. «Della eccellenza e diversità dei vini che nella montagna di Torino si fanno e del modo di farli» – zu Deutsch: Von der Güte und Vielfalt der Weine, die in den Bergen von Turin erzeugt werden und wie sie gemacht werden. Es entwickelte sich zum Standardwerk für die lokalen Erzeuger, um feinsprudelnde, leichte, duftende Weine zu machen. Als Schaumwein etablierte sich Moscat  d’Asti DOCG (oder kurz Asti) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Carlo Gancia in der Champagne gebräuchliche Technologien einführte und Federico Martinotti bald darauf den effizienteren und schonenderen Drucktank. Bereits 1932 wurde ein Consorzio dell’Asti gegründet, zwei Jahre vor Barolo.

Aller Innovation (die vor kurzem auf den Geschmack der Moderne mit weniger süssen Schäumern reagierte) zum Trotz: Moscato erfordert auch Geduld. Denn im Weinberg brauchen die Reben neben viel Wärme kühlere Temperaturen, damit sich Duft und Säure in den spätreifenden Trauben bilden. Wenn jedoch alles stimmt, dann entfaltet sich der Zauber, breitet sich schon beim Einschenken ungewollt ein Lächeln auf den Gesichtern aus, damals wie heute, auch in dunklen Momenten.

Geschichte der Rebsorte: Asti DOCG heisst Moscato Bianco

Moscato Bianco ist der Vorfahre der allermeisten Moscato-Varianten weltweit und stammt entweder aus Griechenland oder tatsächlich aus Italien. Sein vor allem von dem Terpenoid Linalool geprägtes Aroma war höchstwahrscheinlich schon bei den alten Römern beliebt und vielleicht identisch mit den von Plinius beschriebenen Uve Apianae, den «Bienentrauben» (auf Latein «apis»). Der heutige Name geht ursprünglich auf das für Parfüms seit langem sehr begehrte Drüsenexkret von Moschustieren.



Klassische Mariage: Birnen mit Gorgonzola gratiniert

Käse und Dessert zugleich: einfach Gorgonzola Dolce in etwas erhitzter Sahne glattrühren und in Weisswein pochierte Birnen damit im Ofen überbacken.

Moscato d’Asti DOCG belebt die Birnenfrucht mit seiner komplexen, aber nicht aufdringlichen Süsse, mit Zitrusfruchtaromen und dezenter Perlage. Ein Vendemmia Tardiva, also ein spätgelesener Moscato, unterstreicht die Würze des Käses und macht daraus ein festliches Dessert. Eher gewagt, aber äusserst elegant tritt Asti Spumante Extra Dry dazu auf, er tanzt mit den Birnen.

Moscato d’Asti belebt mit Zitrusfruchtaromen und dezenter Perlage

Moscato d’Asti Vendemmia Tardiva macht daraus ein festliches Dessert

Asti Spumante Extra Dry tanzt elegant mit den Birnen

Neue Mariage: Lachsforelle in Carpione

Eine alte Zubereitungsart, bei der das in Olivenöl angebratene Fischfilet mit Zwiebeln, Karotten und Sellerie sowie Pinienkernen und Rosinen in Essig mariniert wird; auch panierte Kalbsschnitzel und Zucchini gibt es in Carpione.

Asti Spumante Dry legt frische Salbeiblätter und weissen Pfirsich zum Fisch. Etwas aussergewöhnlicher ist ein Asti Spumante Dolce, der die Rosinensüsse unterstreicht und mit der Säure spielt. Wiederum überraschend präsentiert sich der Schaumwein aus Asti dann auch in der Extra-Dry-Version zum Fisch: als blühten plötzlich Orangenblüten auf.

Asti Spumante Dry bringt Salbei- und Pfirsicharomen ins Spiel

Asti Spumante Dolce unterstreicht die Süsse der Rosinen

Asti Spumante Extra Dry überrascht den Fisch mit Orangenblütenduft

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