Dossier Abruzzo 2020 • Küche & Reisen

Kulinarik und Natur im perfekten Zusammenspiel

Text: Christian Eder, Fotos: z.V.g.

Die Abruzzen sind reich an kulinarischen Traditionen: Safran von der Hochebene von Navelli, Linsen aus Santo Stefano di Sessanio oder roter Knoblauch aus Sulmona sind nur einige der bekanntesten Ursprungsbezeichnungen. Die Regionen, aus denen die Produkte stammen, laden zum Erkunden ein.

Wie überall in Italien wird Pasta in den Abruzzen sehr geschätzt – der Gran Duro, der Hartweizen gedeiht auf den Getreidefeldern der Region prächtig. Die berühmteste Pasta der Region sind aber sicherlich die Spaghetti Alla Chitarra: Gitarrenseiten ähnliche Nudeln, die über in einem Holzrahmen bespannte Metallsaiten geformt werden. Ganz klassisch gibt es sie als Spaghetti Alla Chitarra Con Le Pallottine (in Tomatensauce mit kleinen Hackfleischbällchen). Dazu kommt ausgezeichnetes Natives Olivenöl, das in der gesamten Region die Basis der grossteils mediterranen Küche ist.

Ganz klassisch ist das Brodetto, die Fischsuppe, wie sie vor allem in Vasto im Süden der Region aufgekocht wird (siehe Rezept). Frischer Fisch wird auch in den Trabocchi serviert, den inzwischen zum Teil in Restaurants umgewandelten Fischfangplattformen, wie man sie vor allem entlang der Costa dei Trabocchi südlich von Pescara findet.

Pilzgerichte, aber auch Wild stammt aus den Bergen, der Majella und dem Gran Sasso: Gerne werden sie mit der traditionellen Polenta All’Abruzzese serviert, bei dem der Maisgriess in einem Kupferkessel gerührt wird, bis er die richtige Konsistenz hat. Serviert wird er mit Tomatensauce, Wurst, Schweinerippchen und natürlich frischem Käse.

Ein Gericht, das ganzjährig auf den Tisch kommt, sind Arrosticini Abruzzesi, kleine gegrillte Spiesschen aus Schaffleisch, die Teil des täglichen Speiseplanes sind – und traditionell zu Dutzenden verzehrt werden.

Die Abruzzen sind auch reich an Dolci: Mit Traubenkonfitüre werden die Celli Pieni gefüllt, süsse Kekse, die traditionell zu hohen Festtagen gebacken wurden. Ferratelle hingegen, Waffeln, kann man zum Frühstück geniessen. Sie passen aber auch hervorragend zum süssen Vino Cotto, dem gekochten und traditionell in Holz vergorenen Wein, einer Spezialität der Abruzzen (und der Region Marken im Norden). Einst wurde er als Festtagsgetränk bei der Geburt eines Kindes oder einer Hochzeit abgefüllt und nur zu besonderen Anlässen ausgeschenkt. Vor dem Schlafengehen heiss getrunken, soll er auch schon so manche Erkältung kuriert haben.

Rezept: Brodetto Alla Vastese

Das Brodetto, der Bouillabaisse nicht unähnlich, lebt vom richtigen Gleichgewicht zwischen Öl und Wasser. Welcher Fisch verwendet wird, richtet sich nach dem frischen Angebot: Klassiker sind Seezunge, Kabeljau, Meeräsche, Rochen, Tintenfisch, Scampi und Muscheln. Weitere Zutaten: Knoblauch, Petersilie, Pfeffer, Basilikum, Öl, Salz und Tomaten.

Zubereitung: Nachdem Sie Tomaten, Knoblauch, Petersilie, Pfeffer, Basilikum, Öl und Salz in einen Topf (vorzugsweise aus Ton) gegeben haben, erhitzen Sie diesen. Wenn die Tomate zur Hälfte gekocht ist, allmählich Fisch dazugeben, zuerst die grossen Exemplare, dann die kleinen. Soviel Wasser wie nötig hinzufügen, um den Fisch zu bedecken. Meeresfrüchte kommen im letzten Moment in den Topf, vom Herd nehmen, wenn der Fisch durch ist. Mit frischem Gemüse und Brot servieren.

Tipp: Die Suppe kann man übrigens noch ein zweites Mal verwenden: Wenn der Fisch verzehrt ist, wird sie auf-gekocht und als Suppe mit Spaghetti alla Chitarra serviert. Ein junger Cerasuolo d’Abruzzo ist ein idealer Begleiter.

Reise: Zwischen Meer und Bergen

Die Region Abruzzo erstreckt sich von der Küste der Adria bis auf die nahezu 3000 Meter hohen Gipfel der Gebirgszüge Gran Sasso und Majella, die im Frühjahr und im Herbst lange mit Schnee bedeckt sind.

Das höchste Gebirge auf der Apenninenhalbinsel bildet den westlichsten und zugleich höchsten Teil des Abruzzischen Apennin. Höchster Gipfel des Gran Sasso ist der Corno Grande mit 2912 m. An seiner Nordseite befand sich bis vor wenigen Jahren der südlichste Gletscher Europas, der Ghiacciaio del Calderone. Aber ob im Winter zum Skifahren oder im Sommer zum Badeurlaub: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Abruzzen zu entdecken.

Mit der Percorsi-App die Abruzzen entdecken

Schönheit, Geschichte, Natur, Landschaft und Wein: untrennbare Elemente in den Abruzzen, in denen rund zweihundert Weingüter zwischen der Costa dei Trabocchi und Hügeln von L’Aquila zum Besuch einladen.

So hat das Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo Percorsi – die Abruzzen des Weins und der Kultur geschaffen, eine Online-Plattform, die die Möglichkeit bietet, die grüne Region Europas durch thematische Reiserouten und Glas für Glas zu entdecken.

Die neue Percorsi-App ist nun für iOS und Android-Plattformen verfügbar und soll eine Visitenkarte der Abruzzen sein, die Touristen, die in der Region unterwegs sind, touristische Informationen und Inhalte in einer einzigen, intuitiven und sofort verwendbaren Anwendung bietet. Für jede Route ist eine Präsentation mit der Beschreibung des Weges und des Gebiets – mit Einsiedeleien, Denkmälern, Museen und Kirchen, aber auch einer detaillierten Liste der Weingüter mit Firmenadressen und Kontaktdaten verfügbar. Dazu kommt eine Liste von Restaurants, in denen man in der Umgebung essen kann. Jeder Nutzer kann auch Bewertungen zu den besuchten Orten abgeben. Für alle Benutzer stehen bis zu 15 Routen zur Verfügung, die an die Bedürfnisse und Interessen des einzelnen Benutzers angepasst werden können. Verschiedene Filter (Meer – Berg – Abenteuer – Kultur – Entspannung – Natur) erleichtern die Benutzung. Ein eigener Bereich ist Veranstaltungen gewidmet, die vom Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo in Italien und im Ausland organisiert werden. Weitere Infos:

www.percorsidabruzzo.com

Via Verde

Wo sich einst die Eisenbahn entlang der Adriaküste mit ihren charakteristischen Fischfangplattformen, den Trabocchi, schlängelte, sind seit kurzem Radfahrer unterwegs: Entlang der Costa dei Trabocchi wurde auf der ehemaligen Schienentrasse die Via Verde geschaffen. Entlang ihrer 42 Kilometer, und meist nur wenige Meter vom Meer entfernt, passiert sie historische Städte wie Ortona oder Vasto. Übernachten kann man in Hotels, Campingplätzen, Bed & Breakfasts und in charmanten Restaurants auf den Trabocchi die traditionelle Fischküche geniessen.

www.viaverdedeitrabocchi.info

Cammino di San Tommaso

Es muss nicht immer der Jakobsweg sein: Der Hl. Thomas-Weg ist eine kulturelle, naturalistische und spirituelle Route, die den Petersdom in Rom mit der Basilika San Tommaso in Ortona verbindet, die seit 1258 die Überreste des Apostels birgt. Eine Strecke von mehr als 300 Kilometern, die einige der schönsten Regionen der Abruzzen durchquert, vorbei an Kirchen, Einsiedeleien und Abteien. Der erste – oder je nach Richtung: letzte – Teil zwischen Ortona und Capestrano durchquert einige der schönsten Reblagen der Abruzzen, in den Kellereien entlang der Route kann man einkehren und degustieren. Die Pilgerroute kann zu Fuss, mit dem Fahrrad und sogar zu Pferd zurückgelegt werden.

www.camminodisantommaso.org