Dossier Portwein

Portwein-Geschichte: Englische Liaison

  • Das Herz des Douro-Anbaugebietes: Der Cima Corgo nahe der Stadt Pinhão.
  • In den Lodges der Portweinhäuser in Vila Nova de Gaia reifen Tawnies und Colheitas jahrzehntelang im Fass.
  • Die Stadt Porto (im Bild) gab den aufgespriteten Weinen aus dem Douro ihren Namen.

Ob nun englische Weinhändler oder portugiesische Weinproduzenten im Douro-Tal den Portwein «erfunden», beziehungsweise dessen spezielle Herstellungsform entwickelt haben, ist bis heute nicht klar. Sicher ist: Ohne die Engländer gäbe es den Portwein nicht. Im 17. Jahrhundert wurde in England soviel Wein getrunken wie nirgends sonst auf der Welt. Weil auf der Insel selbst kein Wein wuchs, musste alles importiert werden, mehrheitlich aus Frankreich. Doch da sich die Beziehungen zwischen England und Frankreich zu jener stetig verschlechterten. musste Ersatz gefunden werden. Portugal sprang in die Bresche und lieferte unter anderem Wein aus dem Dourotal per Schiff nach England. Die Nachfrage wuchs schnell, so dass manche Produzenten ihre Weine mit Holundersaft und Gewürzen streckten, was sich aber negativ auf die Qualität auswirkte.

Die weltweit erste Ursprungsbezeichnung

Der damalige Premierminister, der visionäre Marqués de Pombal (1699 bis 1782), sah die Gefahr und erliess im Jahr 1756 strenge Produktionsvorschriften. Nicht nur das Anbaugebiet wurde dabei klar auf die von Schiefer dominierten Böden begrenzt, sondern die einzelnen Reblagen bewertet, maximale Erntemengen definiert und vieles mehr. Es war weltweit die erste Ursprungsbezeichnung nach heutigem Vorbild, lange bevor Frankreich mit der AOC nachzog. Zur gleichen  Zeit entwickelte sich auch die bis heute praktizierte Vinifikationsmethode.

Höhere Alkoholgehalte für die Haltbarkeit

Weil die Engländer leicht süsse Weine bevorzugten und um den Wein gleichzeitig für den langen und beschwerlichen Transport haltbarer zu machen, wurde die Gärung durch die Zugabe von hochprozentigem Weinbrand abgestoppt. So behielt der Wein die gewünschte Restsüsse und erhielt einen Alkoholgehalt von um die 20 Volumenprozent, was ihn haltbarer machte. Durch die anhaltende Nachfrage nach Portwein entstand ab dem 17. Jahrhundert am Douro jene von Menschenhand geformte Terrassen-Reblandschaft mit Trockenmauern, die 2001 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden ist.