Eine Reise zu den Pionieren der neuesten und erstaunlichsten Weinregion Amerikas

Brasilien: Weinrevoluzzer der Serra Gaúcha

Text: Philipp Lichterbeck, Fotos: Evgeny Makarov

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Ausgabe 01-02 | 2022

Wissen kompakt

In Brasilien wird seit 1532 Weinbau betrieben, die Pioniere waren portugiesische Einwanderer im heutigen Bundesstaat São Paolo. Heute stehen auf einer Rebfläche von 88 000 Hektar rund 500 000 Rebstöcke. Insgesamt werden circa 4,5 Millionen Flaschen Wein abgefüllt. Brasilien verfügt über mehrere Weinbaugebiete. Das Hauptanbaugebiet ist das Vale dos Vinhedos (Tal der Weinberge) im Süden des Landes. Etwa die Hälfte der kompletten Rebfläche Brasiliens befindet sich in der sogenannten Serra Gaúcha. Dort herrscht ein gemässigtes Klima, und die Weinberge reichen bis in eine Höhe von 600 Metern über Meer. Die Böden sind von Basalt und Muschelkalk geprägt und mittelgewichtig.

Brasiliens Küche

Die «Òsteria della Colombina» ist die erste Adresse der Region, wenn es um gutes traditionelles Mittagessen geht. Serviert wird: typisch italienisch-brasilianische Hausmannskost in mehreren Gängen. Mutter Odete Bettú Lazzari und ihre Töchter Raísa, Rosângela, Raquel und Roselaine betreiben das Restaurant, das mit schweren Holztischen in historisch-rustikalem Ambiente einlädt. Der Boden des Restaurants ist aus gestampfter Erde. Es gibt stets das gleiche Mahl: Bio-Salat und Früchte aus eigenem Anbau, Polenta, Capeletti-Suppe, gerös- tetes Huhn in Tomatensauce, zartgekochtes Rindfleisch, Gnocchi mit geräucherter Salami, gegrilltes Gemüse sowie weitere Speisen. Aufs Essen abgestimmter Weiss- und Rotwein wird reichlich eingeschenkt. Odete Bettú Lazzari, die Chefköchin und 67-jähriges Familienoberhaupt, sagt, dass sie immer so koche, als ob es für ihre eigene Familie sei. Sie sieht es als ihre Pflicht an, die alten Gerichte der italienischen Einwanderer zu retten. Der Andrang auf die «Òsteria», die jeweils nur freitags bis sonntags geöffnet hat, gibt ihr recht.

www.osteriadellacolombina.com.br

Abseits des Weins – Wasserfälle, Dampfloks und historische Orte

Salto Ventoso

Wer einmal genug hat von Weinbergen, macht sich auf zum Salto Ventoso, dem Windigen Wasserfall. Er liegt rund eine Stunde von Garibaldi entfernt in einer dichtbewaldeten Schlucht. Rund um den 56 Meter hohen Wasserfall gibt es schöne Wege, der beeindruckendste verläuft über einen Metallsteg hinter dem Wasser entlang, das wie eine durchsichtige Gardine tosend vor einem herabstürzt.

Santa Tereza

Es ist ein selten verschlafenes und charmantes Örtchen: Santa Tereza wurde 1898 an den Ufern des mächtigen Taquari-Flusses gegründet. Zwei Landstrassen führen hierher, aber keine heraus, eine Brücke über den Strom gibt es nicht. Mit seinen knapp 2000 Einwohnern, Nachkommen italienischer Einwanderer, und einer Vielzahl historischer Gebäude hat sich Santa Tereza eine Originalität und schöne Stimmung erhalten, die woanders selten geworden ist.

Monte Belo do Sul

Eindeutig geschäftiger geht es in Monte Belo do Sul zu, das gebieterisch auf einem 600 Meter hohen Berg liegt und dessen weiss strahlende Kirche weithin sichtbar ist. Das Städtchen wurde 1877 von rund 400 Familien aus dem Veneto gegründet, deren Nachkommen sich bis heute der Landwirtschaft widmen, insbesondere dem Weinbau. Die Gemeinde gilt als der grösste Pro-Kopf-Traubenproduzent Lateinamerikas. Gleich neben der Kirche liegt die gemütliche Probierstube des örtlichen Weinguts Casa Marques Pereira.

Maria Fumaça

23 Kilometer legt der historische Zug zwischen den Städten Bento Gonçalves und Gramado zurück, gezogen von einer Dampflok aus dem Jahr 1954, die im Volksmund Maria Fumaça heisst – Maria die Rauchende. Auch in Garibaldi macht der Zug Halt. Unterwegs wird ein historisches Unterhaltungsprogramm mit Musik und Tanz geboten. Es soll die Geschichte von Lázaro und Rosa erzählen, den angeblich ersten italienischen Einwanderern der Region. Die Passagiere bekommen Wein und Sekt gereicht.Beeindruckend, wenn die Dampflok bei der Anfahrt mächtig Dampf ablässt.

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