Prickelndes Food Pairing

Ein Franciacorta für alle Fälle

Auf den Moränenhügeln der Franciacorta – geschaffen durch die Gletscher der letzten Eiszeit – hat der Rebbau uralte Wurzeln, wie schon die Schriften von Plinius, Columella und Virgil belegen. Von der Römerzeit über die Spätantike bis ins Hochmittelalter fanden Reben aufgrund der günstigen klimatischen und pedologischen Bedingungen in der Franciacorta hervorragende Bedingungen vor. Das kleine Gebiet im Osten der Lombardei und im Süden des Iseosees war besonders in den Zeiten der mittelalterlichen Klöster für seine Weine bekannt. Zisterzienser-Mönche kamen im 11. Jahrhundert aus Cluny in die heutige Franciacorta. Sie verwalteten und kultivierten riesige Ländereien und wurden dafür um 1100 von der Steuer befreit (Francae Curtes, steuerfreie Gerichte). Aus Francae Curtes entstand der Name «Franzacurta», der bereits 1277 in den Annalen der Stadt Brescia auftauchte.

Die heutige Franciacorta als renommiertes Schaumweingebiet erlebte ihre Initialzündung aber erst in den frühen 60er Jahren mit der Produktion des ersten Jahrgangs von «Pinot di Franciacorta». Nach der ersten Anerkennung als kontrollierte Ursprungsbezeichnung DOC, die bereits 1967 erfolgte, wurde Franciacorta 1995 das erste Gebiet und somit der erste italienische Wein, der nach der Methode der klassischen Flaschengärung hergestellt wurde und die kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung (DOCG) erhielt. Der Name Franciacorta steht daher heute für ein Gebiet, einen Schaumwein und eine Produktionsmethode.

Die Rebberge erstrecken sich über 19 Gemeinden im Osten der Lombardei. Das Terroir der Franciacorta ist durch die von den Gletschern der letzten Eiszeit geschaffenen Moränenböden geprägt. Die Trauben wachsen auf Hügellagen zwischen 200 und 400 Metern Meereshöhe. Die Struktur der Weine wird durch das milde Klima abgerundet und schafft die Basis für einen speziellen Typus Schaumwein – weich, rund, fast mediterran auf der einen Seite, nobel und charaktervoll auf der anderen, aber natürlich immer mit dem speziellen Goût de Terroir. 

Um gerade dieses Terroir besser zu erforschen, hat das Consorzio per la Tutela del Franciacorta umfangreiche Untersuchungen der Böden und Mikroklimata durchgeführt, die Winzer pflanzen die jeweiligen Rebsorten inzwischen vorwiegend dort, wo sie auch besondere Ergebnisse bringen.

Unter den Trauben ist Chardonnay seit jeher die Herrscherin in den Rebbergen: Manche sagen, sie sei die Varietät, die sich am besten mit dem Terroir der Franciacorta verbindet. Daneben sind noch Pinot Noir, Pinot Blanc und die autochthone Rebsorte Erbamat im Franciacorta erlaubt. Ein Satèn ist immer ein Blanc de Blancs, ein Rosé wird vorwiegend aus Pinot Noir hergestellt. Die Bandbreite der Franciacorta-Typologien reicht von Dosaggio-Zero-Weinen über Extra Brut und Brut bis zu Demi-Sec.

Rund 2900 Hektar Rebfläche sind für die Produktion von Franciacorta vorgesehen, mehr als 80 Prozent davon sind mit Chardonnay bestockt, 15 Prozent mit Pinot Noir und drei Prozent mit Pinot Blanc bzw. ein Prozent mit Erbamat. Die Trauben werden per Hand gelesen, die Weine bleiben für die zweite Gärung mindestens für 18 Monate auf der Hefe, Jahrgangsweine 30 Monate und Riserve 60. 

Der Wein zum Essen

Ein Franciacorta ist ein idealer Wein für die ganze Mahlzeit – das beginnt beim Aperitif und endet beim Dessert. Zu einem Satèn hingegen passen zum Beispiel Spaghetti alla Chitarra con Sardine del Sebino (die Sardinen sind ein Slow-Food-Presidio) oder Tinca al Forno con Polenta (eine üppig gefüllte Fischspezialität vom Iseosee) oder ein Hechtsalat mit frischem Fenchel. Ein Extra Brut empfiehlt sich zu einem gefüllten Aal nach Clusaner Art, Felchen mit Polenta oder auch Couscous mit Gemüse.

Ein Brut (auch in seiner Riserva-Variante) hingegen ist ideal zu Polenta mit Bagòss (typischer Käse aus Bagolino) oder einer Lasagnetta mit hellem Ragout. Aber auch für Fleischgerichte ist der Franciacorta ein passender Begleiter: zum Manzo Sott’Olio (ein Rinderfilet mit Polenta) zum Beispiel, wie es traditionell in Rovato zubereitet wird und wo sich eine Confraternità um die Erhaltung der Tradition kümmert. Er kann nicht nur mit einem Rosé serviert werden, sondern wird zu einem Dosaggio Zero oder einer Riserva empfohlen. Und – last but not least – eignet sich ein Demi-Sec hervorragend zur Pasticceria der Region – wie der Torta alle Rose, eine lokale Hefeteigspezialität.

www.franciacorta.net