VINUM Weinguide Deutschland 2022

Die Nominierten Winzer 2022

Fotos: Bernd Euring, Kathrin Koschitzki, z.V.g., WOODWORKS

Der Weinjahrgang 2020 hat wie wenige andere Licht und Schatten gebracht. In den kühleren Anbaugebieten sorgten Spätfröste im Mai für dramatische Einbussen, in anderen Regionen wurde es ein sonniger und perfekt reifer Jahrgang. Um sich in dieser unübersichtlichen Situation ein genaues Bild machen zu können, hat das VINUM-Weinguide-Team um die Chefredakteure Matthias F. Mangold und Harald Scholl über Monate Winzerinnen und Winzer vor Ort besucht, weit mehr als 11'000 Weine verkostet und bewertet, in mehreren regionalen und nationalen Finalproben die Besten der Besten ermittelt. Herausgekommen ist einmal mehr das umfassendste und kompletteste Kompendium des deutschen Weins. Und ebenfalls wie immer ist die Teilnahme für die Betriebe kostenlos – allein die Qualität der Weine entscheidet über die Aufnahme in das Buch. Diese redaktionelle Unabhängigkeit ist ein nicht verhandelbares Gut.

Eine weitere Besonderheit des VINUM-Weinguides 2022 sind die ausführlichen Proben gereifter Weine. Diese Verkostungen, für die häufig die privaten Schatzkammern der Winzer herhalten müssen, zeigen auch in diesem Jahr eindrucksvoll das Reifepotenzial von Riesling, Spätburgunder oder Silvaner. Dank der im Preis enthaltenen VINUM-App ist der VINUM-Weinguide 2022 einmal mehr der perfekte Begleiter für alle, die fundierte Informationen, beste Weine und ausgezeichnete Küche gleichermassen zu schätzen wissen.


 

Nominierte Winzer des Jahres

Oliver Haag
(Mosel)

Die Fussstapfen einer Legende können gross sein, Oliver Haag zeigt eindrucksvoll, wie man sie füllt. Seine Auslesen sind Monumente deutscher Rieslingkunst.

Seit mehr als 400 Jahren ist das Weingut in Familienbesitz, spätestens seit Vater Fritz Haag das Zepter führte, gehört man zum deutschen Rieslingadel. Oliver Haag scheint dieses Erbe mit Leichtigkeit zu schultern. Umtriebig und kommunikationsfreudig, dabei ein Monolith in Sachen Riesling. In diesem Jahr waren es weit mehr als ein Dutzend Weine, die über die 92-Punkte-Marke sprangen – da dürften selbst die erfolgreichsten Vorfahren in den Applaus einstimmen. Oliver Haag hebt vor allem die Rieslingauslese auf ein neues Qualitätsniveau, allein dafür gebührte ihm jede Ehrung.

Weingut Fritz Haag
54472 Brauneberg
www.weingut-fritz-haag.de

Sebastian Fürst (Franken)

Es gibt fränkische Weine, es gibt deutsche Weine und es gibt Fürst-Weine. Nur wenigen Winzern gelingt es wie Sebastian Fürst, den Stil des Hauses schmeckbar zu machen.

Eine offizielle Übergabe des Betriebs an Sebastian Fürst liegt schon drei Jahre zurück, in der Kontinuität der Arbeit und der Qualität der Weine hat es nie den kleinsten sichtbaren Bruch gegeben. Das von Vater Paul erarbeitete Niveau mit den zeitlos wirkenden Rotweinen wird von Sebastian nicht nur gehalten, er scheint es noch auszubauen. Denn auch bei den weissen Sorten gehört das Weingut Fürst mittlerweile zur absoluten Spitze. Die Feinheit und Eleganz der Spätburgunder hat Sebastian auf Chardonnay und Weissburgunder übertragen können und auch hier den unverwechselbaren Stil der Fürst-Weine etabliert.

Weingut Rudolf Fürst
63927 Bürgstadt am Main
www.weingut-rudolf-fuerst.de

Franz Wehrheim (Pfalz)

Vaterfreuden, Hochzeit, Biodynamie – Franz Wehrheim hat gewiss kein langweiliges Leben. Und er führt nebenbei auch noch den elterlichen Betrieb zu neuen Höhen.

Vater Karl-Heinz Wehrheim hat seinen Sohn schon seit Jahren immer weiter in den Vordergrund geschoben, die Verantwortung für alle Entscheidungen und Weine liegt bei Sohn Franz. Und der scheint damit zurechtzukommen, das Weingut ist unter seiner Führung auf dem Weg an die absolute Spitze. Vor allem die von Franz vorangetriebene Umstellung auf biodynamische Wirtschaftsweise scheint dafür verantwortlich. Die Weine werden noch präziser und ausdrucksstärker, er setzt auf die grandiose Arbeit des Vaters das zusätzliche Plus. Eine bemerkenswerte Leistung, die noch nicht am Ende ist.

Weingut Dr. Wehrheim
76831 Birkweiler
www.weingut-wehrheim.de

Nominierte Aufsteiger des Jahres

Fred Prinz
(Rheingau)

Im Betrieb von Fred Prinz geht es seit der Umstellung auf biodynamischen Anbau mit der Qualität nach oben. Das gilt für trockene wie für restsüsse Weine gleichermassen.

Zwei unterschiedliche Stile aus einem Betrieb, die aber gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Fred Prinz’ trockene Rieslinge sind stets kraftvoll, fast verschlossen und brauchen unbedingt viel Luft, um ihr Potenzial zu zeigen. Seine klassischen, restsüssen Kabinette und Spätlesen besitzen Dichte und Spiel und überzeugen mit animierender Trinkfreude. Der positive Trend hat sicherlich auch damit zu tun, dass mit seinem Sohn Florian die nächste Generation in das Gut eingestiegen ist, der vor allem im Aussenbetrieb starke Akzente setzt – und so das Potenzial des Hauses zu heben scheint.

Weingut Prinz
65375 Hallgarten
www.prinz-wein.de

Eckehart Gröhl (Rheinhessen)

Eckehart Gröhl ist in zwölfter Generation Winzer, da ist es bemerkenswert, dass es in diesem Betrieb in den letzten Jahren immer nur in eine Richtung ging: bergauf.

Die Winzerfamilie Gröhl lebt seit 1625 in Weinolsheim und baut heute in der 12.und 13. Generation Wein an. Da könnte sich natürlich geschäftsmässige Routine breitmachen, aber die Rieslinge von Eckehart Gröhl haben in den letzten Jahren einen regelrechten Sprung nach vorne gemacht. Mit enormem Schliff und tiefgründiger Feinheit, dabei fest und muskulös, begeistern die Weine der Rheinfront. Und das wird wahrscheinlich so weitergehen: Die Kinder Franziska und Johannes Gröhl haben Ausbildung und Studium weitgehend abgeschlossen und bringen sich zunehmend in den Betrieb ein.

Weingut Eckehart Gröhl
55278 Weinolsheim
www.weingut-groehl.de

Johannes Jülg (Pfalz)

Aufsteiger ist Johannes Jülg schon einmal gewesen, in der Pfalz vor wenigen Jahren. Jetzt klopft er auch bundesweit ganz oben an, er scheint noch nicht fertig zu sein.

Vater Werner hatte auf dem Schweigener Weingut unweit der französischen Grenze über viele Jahre erstklassige Weine erzeugt, aber mit dem Einstieg von Sohn Johannes wurde die Schlagzahl noch einmal deutlich erhöht. Vor allem bei den Rotweinen gehört der Betrieb seit einiger Zeit zur Spitzengruppe nicht nur in der Pfalz. Aktuell stehen vier Spätburgunder bei 91 oder mehr Punkten, ein ähnliches Bild gibt es auch bei den weissen Pendants. In Summe ein Betrieb, der es in wenigen Jahren aus dem oberen Mittelfeld an die absolute Spitze geschafft hat. Ein echter Aufsteiger eben.

Weinhandel Oskar Jülg
76889 Schweigen-Rechtenbach
www.weingut-juelg.de

Nominierte Entdeckungen des Jahres

Böhme & Töchter
(Saale-Unstrut)

Entdeckung heisst nicht Newcomer, manche Betriebe muss man tatsächlich erst entdecken. Vor allem, wenn sie nicht im medialen Mittelpunkt stehen.

Auch wenn der Weinbau im Hause Böhme erst als echtes Garagenweingut in den 80er Jahren begann: Es arbeiten inzwischen drei Generationen gleichzeitig an diesem Thema. Aus wenigen Rebstöcken sind mittlerweile sechs Hektar Rebfläche geworden, das Tagesgeschäft wird von Marika Sperk (geborene Böhme) und ihrem Mann Sandro geführt, Opa Werner, Vater Frank, Schwester Toska – sie alle arbeiten mit, um den Betrieb an die regionale Spitze zu führen. Mit Weinen, die zugleich attraktiv, tiefsinnig und herrlich authentisch sind. Und er soll auch Ecken und Kanten haben. Für uns: eine echte Entdeckung!

Weingut Böhme & Töchter GbR
06632 Gleina
www.boehme-toechter.de

Bicking und Bicking (Nahe)

Vor fünf Jahren machten sich die Brüder Lukas und Achim Bicking aus dem Zellertal auf an die Nahe und übernahmen dort ein altes Weingut. Mit Erfolg.

Zwei Pfälzer mit Riesling im Blut: Ihre Leidenschaft ist der Riesling, er wächst jetzt schon auf der Hälfte ihrer Flächen. Das soll weiter ausgebaut werden, gleichzeitig soll durch die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise die Qualität der Böden gesteigert werden. In den Lagen Laurentiusberg und Felseneck pflegen sie über 60 Jahre alte Reben, ein Pfund, mit dem sie die von ihnen gesuchte Mineralität in die Weine bringen. Und sie suchen weiter nach alten Anlagen, um ihre Vorstellung vom Riesling umzusetzen. Angekommen sind die Pfälzer Brüder also schon, aber noch lange nicht fertig.

Weingut Bicking
55595 Wallhausen/Nahe
www.bicking-bicking.de

JG Orb (Rheinhessen)

Im Meer der rheinhessischen Weinbaubetriebe ist es nicht immer leicht, auf sich aufmerksam zu machen. Familie Orb ist es mit sehr eigenständigen Weinen gelungen.

Spätestens seitdem die Söhne Jan und Jens zu Vater Julius in den Betrieb eingestiegen sind, kann von Ruhe keine Rede mehr sein. Mit naturtrüben Weinen wie dem Silvaner «Silvy van Air» erreicht man ein neues und kommunikatives Publikum, der Rosé «Tabula Rosa» geht schlank und knackig auf die Jugend zu und der feinherbe Riesling Kabinett stellt die Traditionalisten mit Zitrusfrucht und grünem Apfel zufrieden. Es ist die Mischung aus modernen Weinen und historischem Ambiente – die Vinothek logiert im kurpfälzischen Kulturhaus von 1728 –, die diesen Betrieb zur Entdeckung macht.

Weingut J.G. Orb
67593 Westhofen
www.weingut-orb.de