Urteil gegen Pierre Castel

Schweizer Steuerbehörde fordert 410 Millionen Franken von französischem Weinpatriarch

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 12. Oktober


Der Gründer des französischen Weinimperiums Castel, Pierre Castel, soll jahrelang Steuern hinterzogen haben. Der heute 96-Jährige hatte sich in der Schweiz niedergelassen und dort unter seinem zweiten Vornamen, Jesus, gelebt. So erkannten die Schweizer Steuerbehörden zunächst nicht, dass er der Inhaber des nach eigenen Angaben drittgrössten Weinunternehmens der Welt ist. Nun fordert die Schweiz von ihm Nachzahlungen in der Höhe von 410 Millionen Schweizer Franken (424 Millionen Euro). Das berichtet das französische Weinportal vitisphere.com. 

Pierre Castel war 1981 in die Schweiz ausgewandert, als der Sozialist François Mitterrand zum Präsidenten gewählt wurde.  Von 1990 bis 2012 war er dort als Jesus Castel gemeldet. Erst 2017 erkannten die Behörden, dass es sich dabei um Pierre Castel handelt. Am 5. Juli 2022 wurde Pierre Castel von der Verwaltungskammer des Genfer Gerichtshofs dafür verurteilt, «es unterlassen zu haben, der Steuerverwaltung mitzuteilen, dass er es war an der Spitze der Castel-Gruppe und dass er über eine Stiftung in Liechtenstein erhebliche Dividenden erhielt». Das Urteil bezieht sich auf die Jahre 2007 bis 2009, der Zeitraum davor ist verjährt.

Berufung gegen Urteil eingelegt

Pierre Castel bestritt im Verfahren, eine operative Rolle innerhalb der Weingruppe gehabt zu haben und verwies darauf, dass entsprechende Dokumente fehlten, welche dies belegen könnten. Er behauptete, dass in dem Unternehmen grundsätzlich Vereinbarungen per Handschlag gemacht und nicht schriftlich festgehalten würden. Die Schweizer Behörden wiederum sahen das Fehlen der Dokumente als Beweis dafür, dass er das Unternehmen weiterhin kontrolliert hatte. Pierre Castel legte teilweise Berufung gegen das Urteil ein.  

Zur Castel-Gruppe gehören unter anderem die Weingüter Baron de Lestac in Bordeaux, Kriter in Burgund, Roche Mazet im Languedoc und Listel in der Camargue. Dazu kommen die Weinhandlungen Barton & Guestier, Barrière Frères, Patriarche und die Weinkellerei und Handelskette Nicolas, und überdies die Internetseiten Savour und Vinatis.

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