Ähnlichkeit zum Namen «Prosecco»

Italien tobt: Kroatischer Prošek droht Weinkrieg zu entfachen

Text: Linus Bauer | Veröffentlicht: 15. September 2021


Die kroatischen Behörden haben bei der Europäischen Kommission die offizielle Eintragung des Begriffs «Prošek» beantragt. Die Kommission wird den Vorstoss entsprechend veröffentlichen, schreibt die österreichische «Kleine Zeitung». Aufgrund der ähnlichen Schreibweise zu «Prosecco» werden die Italiener scharf gegen das Vorhaben vorgehen.

«Angesichts dieser verrückten Entscheidung der EU sind wir bereit, auf die Barrikaden zu gehen, um den italienischen Prosecco auf jede Art und Weise zu verteidigen», kommentiert die italienische EU-Abgeordnete Mara Bizzotto den Vorstoss. Es müsse jedem klar sein, dass der einzig wahre Prosecco aus Norditalien stamme.

Italien kündigt Kampf an

Auch der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti wehrt sich gegen die Anerkennung des Namens «Prošek». Die EU untergrabe damit die Historie von Prosecco, heisst es in einer Pressemitteilung. Verbandspräsident Ettore Prandini wittert einen gefährlichen Präzedenzfall.

«Es muss schnell gehandelt werden, um die skandalöse Entscheidung zu stoppen».

Coldiretti-Präsident Ettore Prandini

Coldiretti beruft sich zudem auf ein Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union, das jüngst Nachahmungen von geschützten Ursprungsbezeichnungen für unzulässig erklärt hat.

In den nächsten zwei Monaten können die Parlamentarier noch Einsprüche und Beschwerden gegen den Vorstoss einreichen. Die Abgeordnete Mara Bizzotto kündigt für diese Zeit einen «erbitterten Kampf an, um die Qualität von Prosecco zu verteidigen».

 

Zweiter Anlauf zur Anerkennung von Prošek

Bei Prošek handelt es sich um einen kroatischen Süsswein aus der Region Dalmatien. Er wird gemäss der kroatischen Zentrale für Tourismus hauptsächlich aus autochthonen Rebsorten wie Rukatac, Vugava, Lasina oder Galicia hergestellt und vielfach zu Süssspeisen serviert. Kroatien setzte sich bereits kurz nach dem EU-Beitritt im Jahr 2013 für die Anerkennung des Begriffs ein, scheiterte jedoch damals schon wegen der Ähnlichkeit zu Prosecco.

Die Markenrechte für Prosecco sind im europäischen Binnenraum geschützt. Weine mit gleichem oder ähnlichem Namen, die nicht aus Venetien stammen, sind in der EU deshalb nicht zum Verkauf zugelassen. Prosecco ist zudem seit 2009 DOCG-Gebiet mit kontrollierter und geschützter Ursprungsbezeichnung in Italien.

Die Angelegenheit erinnert an frühere Streitigkeiten um Wein-Namen. Ungarn und Friaul Julisch Venetien etwa lagen sich lange wegen «Tocai» in den Haaren. Zwischen der italienischen Rebsorte Tocai und dem traditionsreichen Tokajer aus Ungarn bestand ebenfalls Verwechslungsgefahr. Seit einem EU-Entscheid im Jahr 2007 haben ungarische Winzer das alleinige Recht auf den Namen. Der italienische Tocai heisst seitdem nur noch «Friulano».

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