Viertes Château zieht die Reissleine

Erneuter Knall in Saint-Émilion: La Gaffelière steigt von Klassifizierung aus

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 02. Juni 2022


Weiterer Rückschlag für Saint-Émilion: Als viertes Weingut hat Château La Gaffelière seinen Ausstieg aus der Klassifizierung angekündigt. Es ist eine Reaktion auf veränderte Kriterien, mit denen die Klassifizierungskommission die Weingüter beurteilt. Das berichten mehrere französische Medien, unter anderem die Tageszeitung «Le Figaro».

La Gaffelière ist als Premier Grand Cru Classé B eingestuft und gehörte der Klassifikation seit ihrer Gründung im Jahr 1955 an. Das Weingut befindet sich im Besitz der Familie Malet Roquefort, seit mehr als 300 Jahren und neun Generationen. Der aktuelle Besitzer, Alexandre de Malet Roquefort, erklärte, das Bewertungssystem, das nun für die Verkostung eingeführt wurde, widerspreche «allen Bewertungen, die Kritiker in den letzten Jahren dem Château gegeben haben».

In den letzten Monaten hatten bereits Château Ausone, Château Cheval Blanc und Château Angélus der Klassifikation den Rücken gekehrt. Lesen Sie hier mehr dazu.

Neue Verkoster in Frage gestellt

Die Châteaus stiessen sich auch am Rekrutierungsprozess für die neue Verkostungsjury der Kommission, die 2022 erstmals zum Einsatz gekommen war. Das dafür zuständige Bureau Veritas hatte nach Verkostern auf Vitijob gesucht, einer Job-Website für den Weinsektor, und auf der Website der Union de la Sommellerie Française.

«Wir erkennen uns nicht mehr in diesem System wieder, dem wir historisch verbunden sind und das uns seit langem ehrt», erklärte Alexandre de Malet Roquefort. Bisher waren die Weine von einer festen Jury von 30 Personen verkostet worden, die einen Überblick über die Weine der letzten 20 Jahre hatten. Die Klassifizierung der Weingüter wird alle zehn Jahre vorgenommen.

«Wurden von Amateuren beurteilt»

Die französische Weinzeitschrift «Terre de Vins» zitiert de Malet Roquefort: «Bei der Bewertung unseres Dossiers wurde die Qualität unseres Terroirs ausdrücklich in Frage gestellt, obwohl es sich seit Tausenden von Jahren nicht verändert hat und die Konfiguration praktisch dieselbe ist.» Was die Verkostung betreffe, sei La Gafellière offenbar von Amateuren beurteilt worden, die den Jahrgang 2013 besser bewerteten als 2018 oder 2019. «Das ist zu viel», urteilt Roquefort.

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